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Betreuung und Pflege Alzheimer-Kranker

1995 Rosemarie Drenhaus-Wagner
staatlich anerkannte Altenpflegerin
Stand: April 14, 1998
"Dieses Curriculum wurde für eine umfangreiche Vortragsreihe zum Thema "Der einfühlsame Umgang mit den Defiziten, Bedürfnissen und Gefühlen Demenzkranker" aus einer Fülle allgemein zugänglicher Fachliteratur (Büchern, Broschüren, Fachzeitschriften, etc.) zusammengetragen, neu gegliedert und in "strukturiertes Deutsch" übersetzt, zum Teil auch um eigene Beiträge ergaenzt. Die Autorin erhebt ausdrücklich nicht den Anspruch geistige Urheberin all der hier wiedergegebenen Sachinformationen, Hinweise und Tips zu sein. Es wäre im Nachhinein nur mit grossem Aufwand möglich die jeweilige Quelle zu zitieren und würde auch erheblich die Lesbarkeit stören. Zudem ist oftmals der eigentliche Urheber kaum auszumachen - zu sehr gleichen sich in vielen Punkten die Inhalte der verschiedenen Publikationen. Wir bitten daher die "Erfinder" von Methoden, Techniken und Tips um Verständnis, und verweisen an dieser Stelle nur ganz allgemein auf unsere Literaturliste (siehe Unterpunkte zu 2.16 des Top Level Inhaltsverzeichnisses)."

Die Alzheimer-Krankheit ø Situation der Angehörigen / Verlust der Merk- & Denkfähigkeit ø Verlust der Orientierung (Zeit, Raum, Situation, Personen, Ich, eigenen Körper) ø Störung der Kommunikation ø motorische Defizite ø Verhaltensstörungen

Von A - Z in Stichworten in 7 Teilen

3.1.4 Verständnis hilft richtig zu reagieren

3.1.4.1 Durch Nachempfinden die Situation des Kranken verstehen lernen

"In den Schuhen des Kranken gehen"


Ganz wichtig für den angemessenen Umgang:

3.1.4.2 Wissen über Bedürfnisse hilft Beobachtetes zu verstehen

  • Bedürfnisse und Empfindungen erkunden
  • körperliche Bedürfnisse
    - Durst, Hunger => besonders die Trinkmenge überwachen (sonst: Delir!) (entwickelt sich zurück!)
    - Wärme => fühlen, ob der Kranke friert oder schwitzt (ein alter Mensch friert leichter!)
    - Bewegungsdrang => für ausreichend Ausgang sorgen (oft Ausdruck innerer Spannungen!)
    - Schlaf => nicht zu früh ins Bett schicken (entwickelt sich zurück!)
    - Sexualität => Toleranz üben, Rückzugsmöglichkeiten bieten (ist mehr da, als man meist Alten zugesteht!)
  • Bedürfnis nach Sicherheit
    - Schutz vor Schmerz und Angst => Unruhe vermeiden
    - Ordnung => Ortswechsel vermeiden (schon nach 1 Woche kann die Verwirrtheit entschieden zunehmen)
    - feste Verhaltensregeln => Riten pflegen
    => gleichbleibender Tagesablauf
    - zuverlässige Bezugsperson => möglichst kein Wechsel der Betreuuer
  • soziale Bedürfnisse
    - Liebe => einfühlsames Verstehen entgegenbringen
    - Zärtlichkeit => Nonverbale Kommunikation:
    Berühren, Blickkontakt
    - Geborgenheit => konstante verläßliche Bezugsperson
    => reden und aktiv zuhören
    - sozialer Kontakt => in Familie belassen oder
    => in Kleingruppe einführen
  • Bedürfnis nach Selbstachtung
    - Erfolg => angemessene Tätigkeiten anbieten (siehe ZOGLA: Etwas tun! ISBN 3-456-81771-1)
    - Anerkennung, Zustimmung => loben, validieren
    => Mißerfolge übergehen (z.B. beim Klavierspielen)
  • Bedürfnis nach Selbstverwirklichung
    - Verstehen und Einsicht => Einlenken statt beharren (Fähigkeit dazu geht stark zurück!)
    - Fähigkeiten u. Neigungen ausleben => Tätigkeiten mit Bezug zum früheren Leben anbieten

    3.1.4.3 Wissen über Lebensgeschichte und Charakter hilft Beobachtetes zu verstehen

  • Warum ist Biographiearbeit so wichtig?
    - Wer die Biographie Demenzkranker kennt, kann deren Bedürfnissignale besser entschlüsseln.
    - Die Biographie ist oftmals der Schlüssel zu noch vorhandenen Fähigkeiten, die es bewußt zu fordern gilt, um das Selbstwertgefühl des Kranken zu stärken.
    - Sicherheit und Selbstvertrauen verleihen und stärken durch:
    - reden über Dinge, die für den Kranken von Bedeutung waren und möglicherweise noch sind:
    - weniger: Tagesdatum, Tagesereignisse, Mode
    - eher: Ereignisse aus seinem Leben (zwischen 15. und 25. Lebensjahr) (siehe RASEHORN: Reise in die Vergangenheit ISBN 3-87870-278-7)
    - alte Fotos und Utensilien dieser Zeit beschaffen (Erinnerung = Identität)
  • Lebensgeschichte und Charakter erfragen! wichtig für den professionellen Pfleger!
    - Empathie ist Vorraussetzung für einen vertrauensvollen Austausch (Keine Einbahnstraße!):
    => Ein Demenzkranker merkt sehr wohl, ob wir ihm nur formal begegnen, oder ihm mit Herzenswärme und ehrlicher Zuwendung gegenübertreten.
    - Zu Beginn der Demenz kann der Kranke sich noch selbst äußern.
    - Später müssen die Angehörigen befragt werden, die selbst unter der Persönlichkeitsveränderung leiden.
    - Die Angehörigen charakterisieren den Kranken oft objektiver, als der Kranke sich selbst.
  • Biograhische Daten (= Brücke zum Kranken), die berücksichtigt werden sollten
    - Familie (Eltern, Geschwister, Kinder, Freunde, Verwandte)
    - Werdegang (Schule, Beruf, Militär, Ruhestand)
    - spezielle Fähigkeiten, Begabungen (praktisch, musisch, sozial)
    - Einstellung zu:
    - Bräuchen, Heimat
    - Kunst, Musik, Literatur
    - Politik, Zeitgeschichte
    - Leben, Alter
    - Behinderungen
    - Schwäche und Stärke
    - Hilfe geben und leisten
    - Institutionen (Altersheim, Pflegeheim)
  • Charakter berücksichtigen!
    - Typus
    - eher introvertiert (melancholisch) oder extrovertiert (fröhlich)
    - gibt es ein treffendes Analogon (z.B. Taube oder Falke, Mimose, Bulle, ... )
    - herrausragende Charaktereigenschaften, z.B.:
    - Zwanghaftigkeit in Bezug auf
    - Ordnung, Sauberkeit
    - Arbeit
    - Genuß- und Rauschmittelgenuß
    - Sexualität
    - Sozialverhalten
    - eher einfühlsam oder brutal
    - eher liebevoll oder boshaft
    - eher herrisch oder unterwürfig
    - eher nachgiebig oder zänkisch
    - andere Persönlichkeitsmerkmale
    - eher optimistisch oder pessimistisch
    - eher ängstlich oder mutig
    - eher gepflegt oder schlampig
    - eher wehleidig oder zäh

    3.1.4.4 Der einfühlsame Umgang mit typischen problematischen Verhaltensweisen

    Ein paar grundsätzliche Anmerkungen vorneweg:
  • Nichts geschieht aus Böswilligkeit oder Verstocktheit.
  • Der Kranke verhält sich immer nur so, wie sein krankes Hirn es zuläßt.
  • Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto tiefer der Abgrund der Hilflosigkeit und desto mehr wird der Betreuer gefordert.
  • Kranke, die einfühlsam gestützt werden,
    - entwickeln weniger Folgesymptome (Angst, Unruhe, Depression)
    => fallen sehr viel später dem völlig hilflosen Zustand des Endstadiums zum Opfer.
    => Dadurch wird auch für den Pflegenden die schlimmste Phase verkürzt.
  • Der Umgang mit dem Kranken hängt immer vom Schweregrad der Demenz ab.
    Der Umgang muß also ständig dem unaufhaltsam fortschreitenden Krankheitsverlauf angepaßt werden.
    Das erfordert vom Pflegenden immer wieder aufmerksames Hinschauen und angepaßte Handlungsweisen.

    1. Verhalten: Der Kranke wiederholt ständig die selbe Frage.

    Situation:
    - Während die Altenpflegerin Pat im Speisesaal des Pflegeheims den Tisch deckt, stellt ihr Mrs. Miller immer die selbe Frage: "Wann ist das Essen fertig?"
    - Pat ist entnervt und ignoriert die Fragen von Mrs. Miller und vertröstet gleichzeitig einen anderen Heimbewohner.
    Defizite:
    Mrs. Miller
    - merkt nicht, daß sie ständig die selbe Frage stellt
    - vergißt Pats Antwort sofort wieder
    - kann ihre eigentlichen Wünsche nicht mehr äußern.
    Bedürfnisse:
    Mrs. Miller
    - hat Hunger ?
    - sucht Ansprache ?
    - will Anerkennung ?
    - sucht Beschäftigung - mitmachen wie früher.
    Situation aus Sicht des Kranken:
    Mrs. Miller
    - freut sich, daß Pat da ist
    - hat Langeweile (keine Aufgabe).
    Falsches Verhalten:
    Pat
    - antwortet gereizt
    - ignoriert Mrs. Miller
    => Mrs. Miller hört nicht auf zu fragen.
    Richtiges Verhalten:
    Pat
    - antwortet nicht nur, sondern fragt nach Mrs. Millers Bedürfnis.
    - spricht das hinter dem Verhalten vermutete Bedürfnis nach Beschäftigung an und gibt Mrs. Miller eine angemessene Aufgabe.
    - lobt Mrs. Miller
    => Mrs. Miller freut sich und ist jetzt ruhig
    Mehr dazu... bei vnr.de

    2. Verhalten: Der Kranke beschuldigt andere, Dinge gestohlen zu haben.

    Situation:
    - Hr. B. sucht vergebens seine Brille und wirft schließlich seiner Frau vor, seine Brille aus dem Fenster geworfen zu haben.
    Defizite:
    Hr. B. kann sich nicht mehr erinnern, wohin er seine Brille getan hat
    - vergißt auch völlig, was vor 5 Minuten geschehen ist
    - hat Wahrnehmungsstörungen (Agnosie = Störung des Wiedererkennens)
    => geht daher völlig unangemessen mit ihr um.
    Bedürfnisse:
    Hr. B. will
    - deutlich sehen (seine Brille wiederhaben)
    - Ordnung (nicht suchen müssen)
    - Klärung des ungewöhnlichen Verschwindens, das ihn beunruhigt
    - Anerkennung (zumindest nicht als Trottel dastehen).
    Situation aus Sicht des Kranken:
    Hr. B. erlebt seine Defizite => Angst
    - zweifelt an sich selbst => gestörtes Selbstbewußtsein
    - projeziert seine Fehlleistung auf seine Frau => vermindert Angst und Selbstzweifel Falsches Verhalten:
    Fr. B. ist empört, streitet ab, diskutiert und argumeniert
    - macht Vorwürfe: "Du lügst!"
    - führt ihrem Mann sein Versagen vor Augen: "Dauernd muß ich deine Sachen suchen!"
    => Die Situation eskaliert - schließlich sind beide entnervt und die Brille bleibt trotzdem verschwunden.
    Richtiges Verhalten:
    Fr. B.:
    - "Ich kann mich nicht entsinnen das getan zu haben, vielleicht ist sie doch noch in der Wohnung!"
    - "Du brauchst doch deine Brille! Ich hoffe sie bald zu finden."
    - "Tut mir leid, mein Schatz, ich habe sie in Gedanken in den Kühlschrank gelegt! Schau, ich habe sie dir gleich geputzt"
    => Hr.B. fühlt sich nicht so allein gelassen - seiner Frau geht's wie ihm!
    => Hr. B. kann seine eigenen Fehler angesichts der Fehler, die seine Frau auch macht, besser ertragen.

    3. Verhalten: Der Kranke kommt mit Geld nicht zurecht.

    Situation:
    - Hr. G. geht im Supermarkt Wurst kaufen und zahlt mit einem 100-Mark-Schein Defizite:
    - Hr. G. kann nicht mehr rechnen (Akalkulie).
    Bedürfnisse:
    Hr. G. will
    - weiter unter Leute kommen (Sozialkontakt)
    - seine Fassade wahren, selbständig einkaufen
    - weiter eine gewohnte Aufgabe haben (Anerkennung dafür bekommen).
    Situation aus Sicht des Kranken:
    Hr. G.
    - fühlt sich überfordert und hilflos
    - unsicher
    - einsam (kann oder will mit seiner Frau nicht über seine Unfähigkeit sprechen).
    Falsches Verhalten:
    Fr. G.:
    - "Immer soll ich dir große Scheine geben! Was soll ich mit dem ganzen Kleingeld! Kannst Du nicht passend zahlen?"
    => Hr. G. geht nicht mehr einkaufen, d.h. Aktivitätsniveau sinkt
    => rapider Leistungsverfall.
    Richtiges Verhalten:
    Fr. G. klärt die Wurstverkäuferin auf und weist sie an, welche Wurstsorten sie Hrn. G. anbieten soll.
    - klärt die Kassiererin auf und bittet sie, keine Anmerkungen wegen der großen Scheine zu machen.
    - gibt ihrem Mann in etwa passendes Geld mit und reduziert dazu das eigene Geld in ihrem Portemonaie.
    => Beide erhalten sich für eine Weile noch ein Stück Normalität.

    4. Verhalten: Der Kranke äußert Wahnvorstellungen.

    Situation:
    - Fr. S. bittet ihre Hauspflegerin, die Tür hinter dem Kleiderschrank zu schließen. Da kämen nachts immer Leute durch.
    - Sie hat am Abend vorher Stimmen aus der hellhörigen Nachbarwohnung gehört.
    Defizite:
    Fr. S. kann die Stimmen nicht mehr der Nachbarwohnung zuordnen (einfache Zusammenhänge herstellen)
    - mißdeutet in der Nacht Schatten und Gegenstände als Personen (Fehldeutungen)
    - erfaßt das Geschehen um sie herum nur noch bruchstückhaft.
    Bedürfnisse:
    Fr. S. sucht Sicherheit.
    Situation aus Sicht des Kranken:
    Fr. S. hat Angst
    - fühlt sich verlassen.
    Falsches Verhalten:
    Ihre Hauspflegerin
    - argumentiert, diskutiert, macht Fr. S. lächerlich: "Da gibt es ja gar keine Tür! Da kann doch niemand durchkommen."
    - ignoriert ihren absurden Wunsch, wiel sie die Gefühle, die hinter der Äußerung liegen, nicht wahrnimmt.
    => Das Selbstbewußtsein von Fr. S. ist beschädigt, ihre Angst bleibt, sie fühlt sich verlassen und verletzt: "Keiner versteht mich - nimmt mich ernst." (Angst verstärkt sich).
    Richtiges Verhalten:
    Ihre Hauspflegerin (akzeptiert das subjektive Gefühl):
    - "Das ist ja schlimm! Da hätte ich auch Angst. Tuen wir etwas dagegen!"
    - stopft mit Fr. S. Zeitungspapier zwischen Schrank und Wand.
    - legt das Nudelholz bereit: "Damit gib's ein über'n Detz, wenn die das nächstemal kommen!
    => Fr. S. ist beruhigt. Ihre Hauspflegerin kann ihren Pflegeauftrag erfüllen. Am nächsten Tag strahlt Fr. S.: Heute haben sie sich nicht getraut!"
    - Fazit:
    Fr. S. fühlt sich ernst genommen und nicht als tüddelig abgetan.

    5. Verhalten: Der Kranke zieht sich uninteressiert zurück.

    Situation:
    - Familie E. hat Hrn. F. zu Besuch eingeladen. Ein lebhaftes Gespräch über die jüngst beendete Auslands-Dienstreise von Hrn. F. ist in vollem Gang.
    - Hr. E. steht wortlos auf und verläßt das Zimmer.
    Defizite:
    Hr. E. kann der Unterhaltung nicht mehr folgen: Die Worte rauschen nur so an ihm vorbei (gestörtes Sprachverständnis)
    - versteht an ihn gerichtete Fragen nicht mehr.
    - kann auch nicht mehr ausdrücken, was er sagen will (Wortfindungsschwierigkeiten, Antworten brauchen lange).
    - benötigt zu viel Zeit für eine Antwort.
    Bedürfnisse:
    Hr. E. sucht
    - Kontakt
    - Anerkennung
    - Geborgenheit.
    Situation aus Sicht des Kranken:
    Hr. E. fühlt sich
    - ausgeschlossen
    - unbehaglich, deplaziert.
    Falsches Verhalten:
    - In der Runde über Herrn E. reden.
    - Herrn E. zeigen, daß seine Beiträge unpassend sind: "Mensch, was redest du da wieder für'n Quatsch!"
    - Hrn. E. völlig ignorieren.
    => Hr. E. bleibt der Runde fern, wird nicht stimuliert, Selbstwertgefühl sinkt, Verwirrtheit steigt, evtl auch Aggressivität.
    Richtiges Verhalten:
    Fr. E.
    - setzt sich dicht neben ihren Mann und legt den Arm um seine Schulter, während sie mit Hrn. E. spricht.
    - "dolmetscht" zwischendurch das Gesagte für ihren Mann.
    - lenkt das Gespräch auf eine hervorstechende Reise vor etlichen Jahren mit ihrem Mann.
    => Hr. E. fühlt sich wohl, die anderen haben kein schlechtes Gewissen: weiterhin entspannte Atmosphäre

    6. Verhalten: Lange Jahre Geübtes ist wie nicht gewesen

    Situation:
    - Fr. G. fragt ihren Mann, was sie zum Hühnerfrikassee braucht.
    - Fr. G. hat ihr Lebtag gekocht und steht jetzt ratlos in der Küche.
    Defizite:
    - Das Langzeitgedächtnis läßt nach.
    - Planen wird unmöglich.
    Bedürfnisse:
    Fr. G. möchte
    - weiterhin ihren Mann versorgen - eine gute Hausfrau sein (ihre Fähigkeiten und Neigungen ausleben)
    - Anerkennung für ihre Kochkünste.
    Situation aus Sicht des Kranken:
    Fr. G. ist
    - ratlos und hilflos
    - sich d. Fürsorge ihres Mannes gewiß (sonst würde sie nicht fragen).
    Falsches Verhalten:
    Hr. G.
    - äußert ironisch sein Unverständnis und macht sie lächerlich
    => Selbstbewußtsein und Vertrauen zu ihrem Mann sind schwer gestört => Streß-Teufelskreis!
    Richtiges Verhalten:
    - Hr. G. erklärt seine Hilfe damit, daß er als Rentner nunmehr zeit habe, und somit auch im Haushalt helfen könne.
    - Hr. G. schaut mit ihr gemeinsam ins Kochbuch.
    - Beide bereiten das Essen gemeinsam zu.
    => So hat Hr. G. angefangen Kochen zu lernen! Fr. G. bleibt mit seiner Hilfe länger im Haushalt tätig. Fr. G. empfindet den Rollenwechsel nicht als Makel.

    7. Verhalten: Der Kranke erfaßt Geschehen und Situationen nicht mehr

    Situation:
    - Hr. D. sieht mit seiner Frau im Fernsehen einen Abenteuerfilm.
    - Als in Großaufnahme ein fauchender Löwe erscheint, springt Hr. D. auf und versteckt sich hinter dem Sessel.
    Defizite:
    - Desorientierung zum Raum und zur Situation..
    Bedürfnisse:
    Hr. G. sucht
    - Sicherheit und Schutz.
    Situation aus Sicht des Kranken:
    Hr. D.
    - hat Angst
    - reagiert aus seiner Sicht richtig, denn vor Raubtieren muß man sich schützen.
    Falsches Verhalten:
    Fr. D.
    - macht Hrn. D. lächerlich
    - versucht ihm die Situation zu erklären
    => Selbstbewußtsein und Vertrauen zu seiner Frau sind schwer gestört. Hr. D. fühlt sich allein gelassen und ängstigt sich noch mehr. Das steigert seine Verwirrtheit.
    Richtiges Verhalten:
    - Fr. D. schaltet den Fernseher aus.
    - Fr. D. beruhigt ihren Mann: "Ich habe den Löwen verjagt. Ich bleibe bei Dir. Ich werde dich immer beschützen."
    => Die für Hrn. D. schlimme Situation ist sofort beendet.
  • 1. Der Kranke wiederholt ständig die selbe Frage.
    ! @ Der Kranke ist in einem Stereotyp gefangen:
    => Ablenken: andere Aktivitäten anbieten!
    ! @ Der Kranke braucht Bestätigung und Sicherheit:
    => Langsam und konkret antworten!
    => Falls Antwort beunruhigt:
    - Beruhigen
    - Erläutern
    ! @ Der Kranke braucht Ansprache und Beschäftigung
    => Beschäftigung anbieten (möglichst mit Bezug zur Frage)!

    ! @ Der Kranke hat die Antwort schon wieder vergessen:
    => Antwort wiederholen lassen!
    => Antwort aufschreiben, Zettel geben - sofern der Kranke noch lesen kann.
    ! @ Bei sorgfältiger Erklärung wurde am Ende der Erklärung der Anfang schon wieder vergessen:
    => Vereinfachen!
    => Zwischenschritte wiederholen lassen.
    ! ! Diskussionen vermeiden!
    ! ! Das eigene Nervenkostüm schützen:
    => Walkman aufsetzen!
  • 2. Der Kranke beschuldigt andere, Dinge gestohlen zu haben.

    ! @ Der Kranke hat vergessen, daß er sie versteckt hat bzw. wohin er sie gelegt hat.
    => Nicht persönlich nehmen - Diskussionen vermeiden!
    - Der Kranke hat seine bösen Beschuldigungen schnell wieder vergessen.
  • 3. Der Kranke beschuldigt andere für seine Fehlleistungen.
    ! @ Bewältigungsstrategie: So wird der Kranke seiner Gedächtnisprobleme (scheinbar) Herr, ohne sich direkt mit dem Problem auseinandesetzten zu müssen:
    => Erinnerungsstützen anbieten: Checkliste, Notizbuch, Kalender, ...
    => Verständnis zeigen (für Angst vor Gedächtnisverlust)
    => Arzt oder Gedächtnissprechstunde aufsuchen
    ! ! Direkte Konfontration mit Gedächtnisproblemen vermeiden!
  • 4. Der Kranke kommt mit Geld nicht zurecht.
    ! @ Fähigkeit zum Rechnen und abstrakten Denken geht verloren:
    => Anschuldigungen angemessen nachgehen.
    => Phantasievoll und einfühlsam Verantwortung übernehmen!
    => Bargeld in angemessener Höhe lassen!
    => Pflegschaft rechtzeitig beantragen!
  • 5. Das Leistungsvermögen schwankt.
    ! @ Krankheitstypisch
    => Gute Tage nutzen - für Dinge, die meist problematisch sind!
    => Herausfinden, ob es an äußeren Umständen liegt.
  • 6. Der Kranke erzählt Schauermärchen.

    ! @ Denkfähigkeit reicht nicht, um Wahrnehmungslücken sinnvoll zu schließen:
    => Zusammenhang klären ! @ Denkfähigkeit reicht nicht, um komplizierte Situationen zu durchschauen
    => einfühlsam auf zugrundeliegende Gefühle eingehen!

    ! @ Der Kranke will sein beschädigtes Selbstwertgefühl mit angeblichen Erlebnissen aus seinem Leben aufpolieren:
    => Konkret nachfragen:
    ! @ sprachliche Unzulänglichkeiten:
    => Richtigen Sachverhalt mit passenden Worten als alternative Erklärung anbieten.
    ! ! Nicht persönlich nehmen und schon gar nicht überreagieren!
  • 7. Der Kranke will das Autofahren nicht lassen.
    ! @ Einsichtsfähigkeit und Selbstkritik sind verlorengegangen:
    ! @ Auto symbolisiert Freiheit, Unabhängigkeit, Status und Selbstwertgefühl ! @ Aufgeben heißt: Geistiges Versagen zugeben. "Das ist das Schlimmste"
    => Verständnis zeigen!
    => Autoritäten hinzuziehen: Arzt, Rechtsanwalt, Versicherungsargent, Polizei
    => Autoschlüssel verstecken
    => Auto verkaufen
    ! ! Es geht darum, einen "tödlichen Unfall" zu vermeiden.

    8. Der Kranke äußert Wahnvorstellungen.

    ! @ Meist der Versuch, Fehlwahrnehmungen zu deuten:
    => Konkrete Informationen geben oder verlangen. Nachhaken.
    => Wenn möglich und opprtun: Bestätigen, Gefühlsreaktion teilen.
    ! ! Widerspruch und diskussionen vermeiden!

    9. Der Kranke ist zieht sich uninteressiert zurück.

    ! @ Frustration über Unfähigkeit, dem Gespräch oder Geschen zu folgen:
    => Auf weniger anspruchsvolle Themen bzw. Beschäftigunen ausweichen!

    10. Der Kranke sitzt nur passiv herum.

    ! @ Direkte Folge des Acetylcholin-Mangels ! @ Die Leistungsfähigkeit ist soweit reduziert, daß aktive Teilnahme an Geschehnissen nicht mehr möglich ist.
    => Routine in den Tagesablauf bringen. Sie sollten
    - erfreuliche Aktivitäten beinhalten,
    - die mionimalen Konzentrationsaufwand erfordern.
    => Ermutigen und üben (was noch geht!)
    ! ! Sowohl der Kranke als auch sein Betreuuer brauchen gelegentlich Ruhe!

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