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Wege aus der Ohnmacht

275 hilfreiche Sicht- und Vorgehensweisen
für Betreuer Demenz-Kranker

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

Als Betreuer gut mit sich selbst umgehen

* * Sich als Helfer Hilfe gönnen
* * HelferInnenkreis gründen
* * In Selbsthilfegruppen Kraft tanken
* * Bei Bedarf selbst eine Gruppe gründen
* * Sich im Internet dem AlzheimerForum anschließen
* * Frühzeitig für eigene Freiräume sorgen
* * Sich Urlaub gönnen
* * Sich seelisch unterstützen lassen
* * Sich vor Selbsttäuschungen schützen
* * Lernen "nein" zu sagen bzw. auf die eigenen Bedürfnisse zu achten
* * Sich nicht von der Meinung anderer abhängig machen
* * Sich selbst motivieren
* * Keine unnötigen Schuld- und Schamgefühle entwickeln
* * Sich negative Gefühle zubilligen
* * Ekelgefühlen begegnen
* * Selbstvorwürfe unterlassen
* * Auf klare Absprachen mit anderen Helfern achten
* * Sich vor Schuldgefühlen schützen
* * Keine Opfermentalität entwickeln
* * Erreichbare Ziele setzen
* * Angemessen optimistisch bleiben
* * Flexibel entscheiden und Optionen erhalten
* * Enttäuschung und Ärger ausdrücken
* * Als Betreuer eigene Erinnerungen pflegen
* * Sich als Betreuer vor Depression schützen
* * Eigene Anpassungsfähigkeit fördern und erhalten
* * Mit ethischen Konflikten leben lernen
* * Durch Hintergrundmusik beruhigen
* * Kostenlose Pflegekurse besuchen
* * Unfallversicherung ausschöpfen
* * Beitragszahlung zur Rentenversicherung beantragen

 
Sich als Helfer Hilfe gönnen Denken Sie daran, mit Ihren eigenen Kräften hauszuhalten. Sie sind oft Pfleger, Diätassistent, Beschäftigungstherapeut und vieles andere mehr. Es ist nicht egoistisch, wenn Sie sich einige freie Stunden in der Woche verschaffen. Auch ist es kein Eingeständnis von Unzulänglichkeit, wenn Sie sich von außen Hilfe holen oder die Verlegung des Betreuten in ein Pflegeheim erwägen. Zögern Sie nicht, Nachbarn anzurufen oder diese zum Kaffeeplausch einzuladen. Viele Menschen sind im Umgang mit Demenz-Kranken unerfahren und scheuen sich nur, den ersten Schritt zu tun.
   
HelferInnenkreis gründen Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Angehörigenberatung e.V. Nürnberg. Sie hat zur stundenweisen Entlastung pflegender Angehöriger von Demenz-Kranken die Idee eines "HelferInnenkreises" entwickelt. Dieses Angebot können Angehörige gegen eine Aufwandsentschädigung von 15 DM pro Stunde nutzen. Die HelferInnen sind keine (!) hauswirtschaftlichen Hilfskräfte und keine Pflegekräfte. Sie wollen es den Angehörigen ermöglichen, das Haus beruhig t zu verlassen, weil sie den Kranken in guter Obhut wissen. Vor ihrem ersten Einsatz nehmen die HelferInnen an einer 40stündigen Schulung teil. Der Kurs ist verpflichtend und vermittelt u.a. Kenntnisse zur häuslichen Pflegesituation, zum Umgang mit Verwirrten, zu Kommunikationsformen sowie eine Einführung in die ganzheitliche Pflege mittels ATL´s (Aktivitäten des täglichen Lebens). Die HelferInnen werden durch regelmäßige Supervisionsgespräche begleitet.
   
In Selbsthilfegruppen Kraft tanken Der Austausch mit ähnlich betroffenen Menschen relativiert die Probleme und entlastet durch die Erfahrung, dass man kein Einzelschicksal ist. Die Gruppe stiftet neue Sozialkontakte, die bei Familien mit einem dementen Mitglied meist abgenommen haben. In der Gruppe lernt man am Beispiel anderer, die eigenen Grenzen als pflegender Angehöriger realistischer einzuschätzen, und erfährt, welche Stärken und Mängel für Demenz-Kranke typisch sind. Vor allem für Angehörige, die sonst keine Menschen haben, denen sie ihr Herz ausschütten können, ist es wohltuend und hilfreich, bislang unausgesprochene Gedanken und Gefühle einmal ausdrücken zu können. Von Gleichbetroffenen kann man ehesten erwarten, dass sie sich einfühlen, für die Situation Verständnis entwickeln, das Geleistete beurteilen und passende Rückmeldungen geben können. Viele Angehörige genießen es auch, in einer Selbsthilfegruppe sich einmal selbst als Fachmann oder Fachfrau erleben und anderen wertvolle Tipps oder Adressen geben zu können. Die Erfolge anderer machen Mut.
   
Bei Bedarf selbst eine Gruppe gründen Anleitung zur Gründung einer Gesprächsgruppe für Angehörige gibt die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e.V. (Kantstr. 152, 10623 Berlin, Tel. 030/315057-33, Fax. 315057-35; E-Mail: deutsche-alzheimer.ges@t-online.de Internet: http://www.deutsche-alzheimer.de/). Bitten Sie möglichst auch eine offizielle Institution (Krankenhaus, Sozialreinrichtung, KISS) um Unterstützung, da Angehörige Demenz-Kranker allein schon durch ihre Betreuungspflichten hoch belastet sind und durch zusätzliche Organisationsaufgaben schnell ihre Grenzen überschreiten. Die Gruppentermine sollten möglichst am Nachmittag liegen, da ältere Leute abends oft nicht mehr gerne das Haus verlassen. Eine Dauer von 1,5 Stunden und die Leitung durch zwei Personen hat sic h bewährt.
   
Sich im Internet dem AlzheimerForum anschließen Auch wer keine örtliche Selbsthilfegruppe in seiner Nähe hat, muss heute nicht mehr in Isolation verharren. Einem Teil dieser Personen eröffnet das Internet Möglichkeiten, sich mit anderen Betreuern (sozial) zu "vernetzen" und sich aktuell über das Krankheitsbild "Demenz" und seine Bewältigungsmöglichkeiten zu informieren. Vor allem unter http://www.alzheimerforum.de finden Interessenten rund um die Uhr ein umfangreiches Angebot von Hilfen. Deren "Wissens- und Erfahrungsbank" ist der am meisten genutzte Service. Eine Terminbörse und eine Trickkiste runden das Angebot ab. Wer erst einmal mit seinem Computer beim AlzheimerForum gelandet ist, kommt von hier aus spielend leicht durch Anklicken von Querverweisen ("Links") zu anderen Informationsquellen zum Thema Demenz (z.B. http://www.deutsche-alzheimer.de = Deutsche Alzheimer Gesellschaft).
   
Frühzeitig für eigene Freiräume sorgen Haben sich in der Pflege erst einmal feste Gleise eingefahren, fällt es vielen Betreuern schwer, sich wieder Freiräume zu verschaffen. Äußern sie diesen Wunsch zu einem späteren Zeitpunkt, so erlebt dies der Pflegebedürftige eher als Zurückweisung als zum Beginn des Pflegeprozesses. Anfänglich ist nämlich noch alles für den Kranken neu und er akzeptiert bereitwilliger, dass sich auch der Betreuer komplett neu orientiert.
   
Sich Urlaub gönnen Sie selbst und auch Ihr dementer Angehöriger haben nichts davon, wenn Sie sich völlig verausgaben und keine Erholungspausen in Ihr Leben einbauen. Gönnen Sie sich also ausreichend Urlaub! Unterstützung finden Sie in einigen Alten- und Pflegeheimen, die eine sog. Kurzzeitpflege anbieten. Alternativ können Sie für die Dauer Ihres Urlaubs einen ambulanten Pflegedienst beauftragen. Wenn Sie zuvor einen entsprechenden Antrag stellen, übernehmen die Pflegekassen jährlich bis zu vier Wochen wenigstens teilweise die Kosten der Pflegevertretung.
   
Sich seelisch unterstützen lassen Sie helfen immer auch dem Kranken, wenn Sie bereit sind, sich selbst helfen zu lassen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine kontinuierliche und für beide Seiten gesunde Beziehung. Scheuen Sie sich deshalb nicht, für sich selbst psychotherapeutische oder seelsorgerische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
   
Sich vor Selbsttäuschungen schützen Täuschen Sie sich nicht selbst, etwa durch die Vorstellung, es sei nicht so tragisch, die eigenen Interessen für die Zeit der Pflege etwas zurückzustellen. Eine solche Phase kann Jahre dauern, so dass man manchmal vom eigenen Leben nicht mehr so viel übrig bleibt. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es deshalb sinnvoll, die Kranken möglichst früh daran zu gewöhnen, dass sie nicht immer nur von einem Menschen gepflegt werden.
   
Lernen "nein" zu sagen bzw. auf die eigenen Bedürfnisse zu achten Viele Betreuer haben oft selbst das Bedürfnis, gut versorgt zu werden. Sie treten diese Wünsche gleichsam an den Kranken ab, dem sie diese dann auch erfüllen. Weil der Patient so ein Stellvertreter für die eigenen Erwartungen wird, fällt es den Betreuern schwer, diesem einmal "nein" zu sagen (Sie selbst würden ein solches "nein" von einem anderen ja auch nicht gerne hören). So geraten die Betreuer in ein Dilemma, in dem schnell Wut, Aggression und letztlich Schuldgefühle entstehen. Aus der Zwickmühle befreit man sich am leichtesten dadurch, indem man sich den psychologischen Auslösemechanismus ("Wunsch-Verschiebung") vor Augen hält.
   
Sich nicht von der Meinung anderer abhängig machen Lassen Sie sich nicht davon irritieren, wenn Fremde Ihre Erschöpfung nicht verstehen ("Aber der Kranke sieht doch wundervoll aus"). Außer Ihnen selbst weiß meistens keiner, wieviele Stunden es brauchte, den Patienten zu waschen und anzukleiden, so dass er jetzt in einer wahrhaft "blendenden" Verfassung ist.
   
Sich selbst motivieren Sie machen Sich selbst das Leben schwer, wenn Sie die Betreuung Demenz-Kranker als "Strafe", "Heimsuchung" oder "Prüfung des Schicksals" erleben. Sie motivieren sich mehr und strahlen positiver auf den Kranken aus, wenn Sie die Situation als "Herausforderung" oder "Abenteuer" betrachten. Bewahren Sie Neugier und Phantasie selbst dann, wenn das Entdeckte im täglichen Umgang mit dem Dementen wenig sensationell ist.
   
Keine unnötigen Schuld- und Schamgefühle entwickeln Die Demenz ist nach wie vor ein ursächlich (!) nur selten zu behandelndes Leiden. Bemerkungen von Ärzten wie "Das kriegen wir schon hin" fördern Illusionen. Bei vielen Betreuern entsteht dann unbegründet das Gefühl, dass es an ihnen liegen muss, wenn es dem Kranken immer schlechter geht. Die Pflege eines dementen Menschen erfordert oft, in dessen Intimsphäre einzugreifen. Scham- und Schuldgefühle beim Betreuer können die Folge sein. Klare Absprachen mit dem Erkrankten und Gespräche mit anderen Helfern sind in solchen Situationen hilfreich.
   
Sich negative Gefühle zubilligen Gestehen Sie sich zu, dass es normal und menschlich ist, wenn sich bei der ständigen Auseinandersetzung mit dem Patienten auch negative Gefühle einstellen (wie Ablehnung, Überdruss, Ekel). Auch hier ist der Gedankenaustausch mit ähnlich betroffenen Betreuern empfehlenswert.
   
Ekelgefühlen begegnen Schämen Sie sich nicht, wenn Sie sich bei einigen Hilfsverrichtungen ekeln (etwa der Unterstützung beim Toilettengang). Anderen Helfern geht es ähnlich. Scheuen Sie sich nicht, die für Sie Ekel erregenden Situationen taktvoll anzusprechen (z.B. wenn ein Patient selten die Unterwäsche wechselt). Ein daraus resultierender Konflikt muss ausgetragen werden. Denn wie sollten Sie sonst weiterhin gute Arbeit leisten können? Oft hilft schon der konsequente Ge brauch von Kunststoffhandschuhen und Schutzkitteln, Ängste vor Verschmutzung des eigenen Körpers und vor Übertragung von Krankheitserregern zu lindern. Auch das Erledigen unangenehmer Arbeiten zu zweit oder im Arbeitstausch gestalten mitunter die Situation für alle Betroffenen erträglicher.
   
Selbstvorwürfe unterlassen Billigen Sie sich auch ärgerliche Gefühle und das Recht zu, einmal für sich selbst Zeit und Pausen zu beanspruchen. Ein Grund für ein schlechtes Gewissen besteht dann nicht. Sollte Ihnen einmal der Geduldsfaden reißen, brauchen Sie sich keine Selbstvorwürfe zu machen. Der Kranke vergisst Unstimmigkeiten und Spannungen vermutlich schneller und leichter als Sie selbst. Gehen Sie vorsichtig mit eigenen Schuld- und Verpflichtungsgefühlen um (z.B. gegenüber kranken Eltern). Sonst entsteht leicht ein Teufelskreis: vermehrte Anstrengung - Überlastung - daraus resultierende Fehlhandlungen - zusätzliche Schuldgefühle - noch mehr Anstrengung usw.
   
Auf klare Absprachen mit anderen Helfern achten Treffen Sie mit anderen Helfern verbindliche Vereinbarungen. Globale Zusagen anderer ("Du kannst auf mich rechnen") sind schnell vergessen.
   
Sich vor Schuldgefühlen schützen Ein schlechtes Gewissen macht Druck und motiviert wenig. Entwickeln Sie deshalb ein Gespür für Schuldgefühle und fragen Sie sich, mit welchen oft unbewussten Vorschriften oder stillschweigend vorausgesetzten Vereinbarungen Sie glauben, in Konflikt geraten zu sein (Beispiele: Verstoß gegen hohe Erwartungen an das eigene Leistungsvermögen, gegen das Versprechen, den Kranken niemals in ein Heim zu geben). Prüfen Sie, inwieweit solche Erwartungen und Forderungen überhaupt realistisch sind. Lassen Sie sich nicht durch überzogene Ideale irritieren. Insbesondere die Annahme, dass sich "gute" Angehörige ganz für die Pflege aufopfern, ist irreführend.
   
Keine Opfermentalität entwickeln Als Betreuer sollten Sie sich nicht als "Opfer" des Schicksals empfinden. Sie vergessen sonst zu leicht, dass Sie viele Situation doch beeinflussen können.
   
Erreichbare Ziele setzen Unzufriedenheit, Überforderung, Scham und Schuldgefühle resultieren oft daraus, dass man sich als Betreuer unrealistische Ziele setzt (dem Kranken zur Genesung zu verhelfen, ihn dankbar zu machen). Realistischere Ziele lauten: Das Leben mit der Demenz erträglich zu gestalten, ein Gefühl des Aufgehobenseins zu vermitteln und eine Verständigung auf der Gefühlsebene zu ermöglichen. Dabei hilft es, den Kranken so zu nehmen, wie er ist, ihn nicht mehr ändern zu wollen, seine Lebensumstände an ihn anzupassen und nicht umgekehrt.
   
Angemessen optimistisch bleiben Die Diagnose einer Demenz bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Leiden gleichmäßig fortschreitet. So gibt es mitunter Verläufe, bei denen die geistige Leistungsfähigkeit über ein Jahr lang stabil bleibt. Vorhersagen lassen sich lediglich nach folgender Grundregel treffen: Je schwerer ein Patient gleich zu Beginn seines Leidens geistig beeinträchtigt ist, um so wahrscheinlicher ist es, dass die Erkrankung weiterhin rasch voranschreitet. Weniger stark betroffene Personen kann man dagegen eher beruhigen. Als Betreuer sollte man immer daran denken, dass Begleiterkrankungen (Infektion, Herzkrankheit, Depression) eine Demenz verschlechtern können. Die erfolgreiche Behandlung des Begleitleidens läßt dann auch eine Besserung der Demenz erwarten.
   
Flexibel entscheiden und Optionen erhalten Wer sich zu einer Pflege bereit erklärt, tut gut daran, sich Optionen offenzuhalten. Die "endgültige Aufnahme" der Mutter im eigenen Haushalt kann sich als Überforderung erweisen, so dass die Mutter möglicherweise in einem Heim doch besser untergebracht ist. Auch Betreuer dürfen unterschiedliche Lösungen ausprobieren!
   
Enttäuschung und Ärger ausdrücken Vielfach ist es für alle Beteiligten hilfreicher, wenn ein verärgerter oder enttäuschter Betreuer einen Demenz-Kranken einmal kurz "anfährt", als ihn für sein "Fehlverhalten" mit versteckten Aggressionen zu bestrafen (etwa durch noch intensiveres und häufiges Waschen). Ein kurzer und sofort wieder vergessener Wutausbruch ist mitunter günstiger und weniger schädlich als dauernde Schuldgefühle. Alternativen sind die Aussprache mit anderen Angehörigen oder die Möglichkeit, sich im Rahmen eines kurzen Spazierganges wieder zu beruhigen. Ein einmaliger Gefühlsausbruch, der "die Luft bereinigt", ist für den vergesslichen Demenz-Kranken wahrscheinlich besser zu ertragen als ein auf Dauer verstimmter Betreuer.
   
Als Betreuer eigene Erinnerungen pflegen Nicht nur der Demenz-Kranke vergisst, auch der Betreuer vergisst oft sich selbst. Die tägliche und oft zermürbende Pflege verleitet dazu, sich in der Gegenwart des Kranken selbst zu verlieren. Wenn Sie sich häufiger an Ihre eigene Vergangenheit erinnern, können Sie nach Beendigung ihrer Betreuerrolle leichter an Ihr früheres Leben anknüpfen und die Leere der dann fehlenden Aufgabe überwinden.
   
Sich als Betreuer vor Depression schützen Informieren Sie sich eingehend über das Krankheitsbild der Demenz. Denn informierte Betreuer scheinen seltener oder weniger ausgeprägt depressiv zu erkranken. Möglicherweise hilft sachliche Information, die eigenen Kompetenzen als Betreuer realistischer einzuschätzen und sich dementsprechend weniger hilflos zu fühlen, wirklichkeitsnahe Zukunftserwartungen zu entwickeln und angemessene Vergleiche anzustellen. Vor Depression bewahrt auch die Strategie, entschiede n gegenüber dem Demenz-Kranken aufzutreten, im Umgang mit dem Leiden einen tieferen Sinn zu sehen und die Erwartungen an den Patienten zu verringern.
   
Eigene Anpassungsfähigkeit fördern und erhalten Bleiben Sie flexibel und erwarten Sie nicht, dass die Dinge in einmal gewohnter Weise weiterlaufen. Was beim Demenz-Kranken an einem Tag funktioniert, kann schon am nächsten Tag danebengehen. Was sich in frühen Krankheitsphasen bewährt hat, kann in späten Stadien genau das Gegenteil bewirken.
   
Mit ethischen Konflikten leben lernen Akzeptieren Sie, dass Sie als Betreuer immer wieder dem Dilemma begegnen werden, konflikthafte Situationen nicht befriedigend lösen zu können. Wie auch immer Sie sich entscheiden, Sie werden ein ungutes Gefühl behalten. Wer etwa einem Demenz-Kranken das Essen zwangsweise mit einem Löffel einflößt, glaubt, ihm Gewalt anzutun. Wer statt dessen eine Infusion anlegt und den Kranken auf dem Weg über ein venöses Blutgefäß ernährt, denkt, dass er den Patienten verletzt. Wer sich für eine Sondenernährung entscheidet, sieht sich mit der Sorge konfrontiert, das Leiden des Betreffenden unnötig zu verlängern. Verzichtet man auf alle diese "Lösungen" muss man sich mit der Frage auseinandersetzen, ob man nicht das Leben des Kranken verkürzt.
   
Durch Hintergrundmusik beruhigen Eine leise beruhigende Hintergrundmusik kann nicht nur den Patienten, sondern mitunter auch Sie beruhigen. Oft hilft sie, monotone Verhaltensweisen des Kranken zu ertragen.
   
Kostenlose Pflegekurse besuchen Pflegepersonen, pflegende Angehörige oder andere an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit interessierte Personen können unentgeltlich an angebotenen Pflegekursen teilnehmen. Die Pflegekurse vermitteln Fertigkeiten, Informationen und Beratung, um die häusliche Pflege zu erleichtern und zu entlasten. Sie werden von Pflegekassen oder in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen angeboten. Informationen zu den Terminen erhält man bei allen Pflegekassen.
   
Unfallversicherung ausschöpfen Zur Absicherung der möglichen Folgen eines Unfalls im häuslichen Umfeld sind alle gemeldeten Pflegepersonen während der pflegerischen Tätigkeit in den Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung einbezogen. Auch Wegeunfälle, die z.B. beim Einkaufen für die pflegebedürftige Person passieren können, sind damit abgedeckt.
   
Beitragszahlung zur Rentenversicherung beantragen Für pflegende Personen, die neben der Pflege wöchentlich nicht mehr als 30 Stunden erwerbstätig sind und mindestens 14 Stunden pro Woche eine/n Angehörige/n, Bekannte/n oder Nachbar/in pflegen, werden von der Pflegekasse auf Antrag Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt.


Zusammengestellt von Dr. Dr. med. Herbert Mück und Horst Endreß (2. und wesentlich erweiterte Auflage, 8/1999)

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