ZNS-SPEKTRUM |
Nicht nur im Kinderkrankenhaus sinnvoll: "Rooming-in" für Angehörige Demenz-Kranker© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln |
Die Anwesenheit der engsten Bezugspersonen spendet vielen Patienten Vertrauen und Sicherheit und stärkt damit deren seelische Verfassung. Sie fördert so die Krankheitsbewältigung und den Heilungsverlauf. Das gilt vor allem dann, wenn die Umwelt dem Kranken unbekannt erscheint und von ihm als bedrohlich empfunden wird. Diese Zusammenhänge leuchten unmittelbar ein. Kinderkrankenhäuser nutzen diese einleuchtenden Zusammenhänge schon seit rund 20 Jahren in Form des "Rooming-in". Bis zu den Akutkrankenhäusern scheinen die entsprechenden Erkenntnisse aber noch nicht vorgedrungen zu sein. Dabei spricht vieles dafür, auch Demenz-Kranke vom Prinzip des "Rooming-in" profitieren zu lassen. E.-M. Neumann und G. Soller plädieren deshalb dafür, Angehörige von Demenz-Patienten nicht als "Störenfriede" im Stationsalltag zu betrachten, sondern in ihnen wertvolle "Partner" zu erkennen. Die beiden Berliner Psychologinnen erläutern, wie zweischneidig sich ein stationärer Aufenthalt im Akutkrankenhaus für Demenz-Kranke auswirken kann. Allzu häufig konzentriert sich die pflegerische Aufmerksamkeit nämlich auf den akuten Einweisungsgrund (wie etwa einen Knochenbruch oder eine notwendige Operation), während die Demenz als Krankheitsbild weitgehend ignoriert wird. So mag es dann kommen, daß sich das akute Leiden zwar bessert, Gesamtbefinden und Gesamtzustand des Kranken sich aber nachhaltig verschlechtern. Die beiden Expertinnen nennen beispielhaft mehrere Ursachen für solche im Grunde oft unnötigen Verläufe. Drei seien genannt:
Nach Ansicht von Neumann und Soller lassen sich solche Verläufe durch ein "Rooming-in" von Angehörigen mitunter vermeiden. Dieses wirkt nicht nur Verhaltensstörungen und Kompetenzverlusten des Kranken entgegen. Wer dem Rooming-in vor allem mit dem Hinweis auf die erhöhten Unterbringungskosten begegnet, übersieht nach Ansicht der Autorinnen den Nutz-Effekt: Angehörige können das Personal erheblich entlasten und Mitpatienten vor Störungen schützen. Natürlich wird nicht jeder Angehörige zu einem Rooming-in in der Lage und/oder bereit sein. Das Interesse daran dürfte jedoch zunehmen, wenn sich die Betreffenden bewußt machen, daß ihre Mitwirkung in Form eines Rooming-in für sie selbst von Vorteil ist: Es verhindert eine Dekompensation des Kranken und beugt somit einer anderenfalls erhöhten Belastung in der Zeit nach dem Klinikaufenthalt vor. Wer sich als Arzt oder Mitglied des Klinikpflegepersonals vor dem beschriebenen unkonventionellen Ansatz nicht scheut, sollte bei dessen Umsetzung folgende Punkte beachten: Der erste Schritt einer Zusammenarbeit mit Angehörigen besteht darin, diese als "Experten" für die Biografie des Demenz-Kranken anzusehen und ernst zu nehmen. Im weiteren ist es wichtig, die Angehörigen möglichst genau über die Behandlungs- und Pflegeplanung zu informieren und ihre Bereitschaft zur Mithilfe zu erkunden. Schließlich ist es unerläßlich, die Aufgabenverteilung genau festzulegen. So beugt man Mißverständnissen vor (auch in zeitlicher Hinsicht), die als Übergriffe fehlgedeutet werden könnten und so möglicherweise unnötige Spannungen erzeugen würden. Einige Akutkrankenhäuser haben sich mit dem Rooming-in auf Erwachsenen-Stationen schon angefreundet. Zumindest bei der Sterbebegleitung sind nämlich viele Pflegekräfte und Ärzte dankbar, wenn Angehörige im Rahmen eines Rooming-in Betreuungsaufgaben übernehmen. Aber muß denn erst der Tod an die Krankenzimmertür klopfen, bis sich diese auch für den Angehörigen öffnet? E.-M. Neumann, G. Soller: "Rooming-in" für pflegende Angehörige. Eine Möglichkeit zur angemesseneren Betreuung Demenzkranker im Akutkrankenhaus? Pflege aktuell 6/94, 374-376 |
Wir danken
Alzheimer Angehörigen-Initiative e.V.
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