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Betreungsstreß macht körperlich krank

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

USA. Wer Angehörige mit einer Alzheimer-Demenz betreut und sich dadurch belastet fühlt, muß mit eigenen körperlichen Beeinträchtigungen rechnen. Eine amerikanische Untersuchung belegt dies erschreckend eindrucksvoll am Beispiel der Wundheilungsfähigkeit. Nach den Ergebnissen der Studie heilen Hautwunden von Betreuern signifikant langsamer als die Wunden von Vergleichspersonen. Sie benötigen dafür im Durchschnitt rund 9 Tage länger (48,7 Tage gegenüber 39,3 Tagen). Außerdem produzieren Leukozyten ihres peripheren Blutes nach Stimulation signifikant weniger Interleukin-1ß. Auch dies weist auf eine geschwächte Immunregulation hin. Die beschriebenen Zusammenhänge sind besonders dann zu beachten, wenn sich betreuende Angehörige einem chirurgischen Eingriff unterziehen müssen oder sie unter einem Infekt leiden. Aus prophylaktischer Sicht sind streßreduzierende und andere die Immunlage verbessernde Maßnahmen (z.B. prophylaktische Grippeimpfungen) dringend indiziert.

Das amerikanische Wissenschaftler-Team hatte den Heilungsverlauf von Biopsiewunden bei 13 weiblichen Betreuerinnen von Demenz-Kranken beobachtet und ihn mit dem Heilungsverlauf bei altersentsprechenden Kontrollpersonen verglichen. Im Durchschnitt waren die Betreuerinnen 62 Jahre alt und hatten bereits 7,8 Jahre lang täglich fast 7 Stunden einen Demenz-kranken Angehörigen gepflegt (Ehemann oder Mutter). Außerdem untersuchten Kiecolt-Glaser und Mitarbeiter, inwieweit Lymphozyten von Betreuerinnen und Kontrollpersonen nach einer Lipopolysaccharidstimulation unterschiedliche Mengen von Interleukin-1ß produzierten.

Die Ergebnisse der Studie bestätigen vergleichbare Beobachtungen anderer Wissenschaftler, die z.B. deutlich verlangsamte allergische Hautreaktionen bei betreuenden Ehepartnern registriert hatten. In das gleiche Bild passen auch die noch nicht publizierten Ergebnisse einer weiteren Untersuchung von Kiecolt-Glaser und Mitarbeitern. In ihr zeigen die Autoren anhand verschiedener Parameter, wie die Betreuer mit einer deutlich abgeschwächten Immunantwort auf einen Grippeimpfstoff reagieren.

J. K. Kiecolt-Glaser, P. T. Marucha, W. B. Malarkey, A. M. Mercado, R. Glaser: Slowing of wound healing by psychological stress. Lancet 346 (1995), 1194-1196


Wir danken

für die Bereitstellung des Textes aus dem ZNS- bzw. DEMENZ-SPEKTRUM

 

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