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Macht Fernsehen dement

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

Israel. Diese provokative Frage wirft M. Aronson auf. Der israelische Wissenschaftler gibt zu bedenken, daß möglicherweise nicht nur eine Reizverarmung, sondern auch eine Reizüberflutung die Enstehung einer Demenz begünstigen kann.

Schädliche Einflüsse des Fernsehens werden schon lange im Hinblick auf Kinder und Jugendliche diskutiert. Warum klammert man Senioren aus? fragt Aronson. Immerhin blicken viele von diesen bereits auf mittlerweile jahrzehntelange Fernsehkarrieren zurück.

Die Vorgänge auf der Mattscheibe können erheblichen Streß erzeugen, dadurch vermehrt Glukokortikoide freisetzen und letztlich Gehirnnervenzellen schädigen, spekuliert der israelische Kritiker. Er weist darauf hin, daß Hippokampusneurone empfindlich auf Glukokortikoide reagieren und daß Streß spezifisch auf diese für dementielle Prozesse wichtige Hirnregion einwirkt.

Zu den möglicherweise krankmachenden Faktoren des Fernsehens rechnet der Autor:

* Vielzahl und Stärke sensorischer Stimuli bei gleichzeitiger Passivität des Zuschauers (Unmöglichkeit von "Kampf-und-Flucht-Reaktionen");

* kaum Gelegenheiten zur Pause und zur emotionalen Verarbeitung des Erlebten;

* hektische Reizdarbietung, wobei besonders die ständigen Werbeeinblendungen menschliche Gefühle abstumpfen lassen;

* abrupter Wechsel zwischen bruchstückhaft dargebotenen Sensationen und Trivialitäten (ohne Möglichkeit des Spannungsabbaus).

Fernsehen ist ein Phänomen der Neuzeit, über dessen gesundheitliche Wirkungen noch viel zu wenig bekannt ist, meint Aronson. Er gibt zu bedenken, daß mindestens 70 bis 80 Prozent der üblichen TV-Kost den Zuschauer beunruhigen, ihn also mit Streß belasten. Er empfiehlt deshalb, bei der Anamnese dementer Patienten auch die bisherigen Fernsehgewohnheiten zu erfragen, um so mögliche pathogene Effekte dieses Unterhaltungsmediums zu erkennen.

M. Aronson: Does excessive television viewing contribute to the development of dementia? Medical Hypotheses 1993 (41): 465-466


Wir danken

für die Bereitstellung des Textes aus dem ZNS- bzw. DEMENZ-SPEKTRUM

 

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