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Kognitives Leistungsvermögen:

Uralte Männer

sind fitter, als man denkt

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

USA. Kognitive Einbußen gehen bei älteren Männern mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. Dies mag die auf den ersten Blick überraschende Beobachtung erklären, warum uralte Männer (90 bis 99 Jahre) kognitiv sogar leistungsfähiger sind als Männer der nächstjüngeren Alterskategorie (80 bis 89 Jahre) oder gleichaltrige Frauen. Offenbar handelt es sich bei diesen Greisen um eine Selektion körperlich und geistig besonders gesunder Menschen.

So lauten einige der Schlußfolgerungen, die T. T. Perls und Mitarbeiter aus einer Studie an rund 1.500 Pflegeheimbewohnern und rund 2.000 meist im häuslichen Milieu lebenden Senioren zogen. Die Wissenschaftler interessierten sich für den Stand und die Entwicklung der kognitiven Leistungsfähigkeit der Studienteilnehmer.

Dabei zeigte sich in der Gruppe der Pflegeheimbewohner, daß die hochbetagten Männer (90 Jahre und älter) kognitiv leistungsfähiger waren als Männer der Altersgruppe von 80 bis 89 Jahren. In der letztgenannten Alterskategorie ging ein schlechtes kognitives Leistungsvermögen bei Männern mit einer doppelt so hohen Sterblichkeit einher wie bei Frauen. Bei Personen mit gutem kognitivem Leistungsvermögen war dagegen in keiner Altersgruppe eine geschlechtsspezifische Sterblichkeit zu erkennen. Eine vergleichbare Situation fand sich auch bei den überwiegend im häuslichen Milieu lebenden Senioren.

Die amerikanischen Wissenschaftler vermuten, daß zu kognitiven Einbußen führende Faktoren bei Männern die Sterblichkeitswahrscheinlichkeit mehr erhöhen als bei Frauen. Oder anders ausgedrückt: Frauen scheinen besser in der Lage zu sein, mit kognitiven Defiziten und den damit einhergehenden Erkrankungen zu überleben. Nicht zuletzt ist offen, inwieweit bei beiden Geschlechtern unterschiedliche Erkrankungsursachen für das geschlechtsspezifische Überlebensmuster eine Rolle spielen.

Sollten sich die Ergebnisse der Studie bestätigen, müßten einige Zukunftsprognosen und künftige Versorgungsstrategien eventuell überdacht werden. Möglicherweise brauchen extrem Hochbetagte andere gesundheitliche Betreuungsschwerpunkte als jüngere Senioren (z.B. weniger Aufmerksamkeit für kognitive Beeinträchtigungen).

T. T. Perls, J. N. Morris, W. L. Ooi, L. A. Lipsitz: The relationship between age, gender and cognitive performance in the very old: The effect of selective survival. JAGS 1993 (41): 1193-1201


Wir danken

für die Bereitstellung des Textes aus dem ZNS- bzw. DEMENZ-SPEKTRUM

 

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