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Einspruch gegen den Bescheid der Pflegeversicherung

AOK-Pflegekasse
Helene Weigel Platz 10

12681 Berlin

Berlin, den 6. 12. 1996

Anlage zum Höherstufungsantrag

Sehr geehrte Damen und Herren,

Nachfolgend finden Sie meine Aufstellung aller notwendigen Verrichtungen und die dafür erforderlichen Zeiten. Bei allen Verrichtungen mit meiner Mutter bemühe ich mich um eine "aktivierende Pflege", deren Zeitbedarf gemäß Paragraph 14, Absatz 3 PflegeVG als auch nach den Begutachtungsrichtlinien zu berücksichtigen ist.

Den "gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen des täglichen Lebens", die sich auf die Pflege beziehen, habe ich ein "K" für Körperpflege, "E" für Ernährung, "M" für Mobilität nachgestellt. Den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten habe ich mit einem "H" vorangestellt. Bei Tätigkeiten, die bei der Ermittlung des Hilfebedarfs gemäß PflegeVG nicht berücksichtigt werden, habe ich einen Strich eingetragen.

Bei allen Pflegeverrichtungen muß ich berücksichtigen, daß meine Mutter sehr langsam in ihren Bewegungen ist und ich sehr häufig Aufforderungen für einzelne Handlungen geben muß, die meine Mutter noch selbst kann, bis meine Mutter es dann auch tut. Oft versteift sich meine Mutter auch, so daß sich bestimmte Bewegungen von Armen und Beinen, zum Beispiel beim Hinsetzen und Aufstehen.

Hier nun meine regelmäßigen Pflegetätigkeiten während eines Tages und anschließend in größeren Abständen wiederkehrende Pflegetätigkeiten:

Beim Aufstehen muß ich meine/meiner Mutter:10 Min.
- wiederholt zum Aufstehen auffordern
- helfen, sich auf das Bett zu setzen, Socken und Hausschuhe anziehen und aufzustehen
Bei der morgendlichen Inkontinenzpflege bzw. beim morgendlichen Toilettengang muß/darf ich meine/meiner Mutter:25 Min. (K)
- frische Unterwäsche holen und zurechtlegen
- zum Toilettengang auffordern
- zur Toilette führen
- ausziehen und auf die Toilette setzen, wobei sich meine Mutter meistens versteift
- während der Verrichtung nicht verlassen, um Fehlhandlungen zu vermeiden und um zu verhindern, daß meine Mutter unvorhergesehen aufsteht
- den Intimbereich säubern und waschen, Hände waschen
- Bekleidung anziehen
- aus der Toilette in ein anderes Zimmer führen
- Toilette säubern
Bei der Morgentoilette (Waschen und Zahnpflege) muß ich meine/meiner Mutter:60 Min.(K)
- das Waschzubehör bereitlegen und das Handwaschbecken herrichten und Sitzgelegenheit bereitstellen
- ins Badezimmer führen
- helfen, ihre Kleidung abzulegen
- zum Waschen auffordern
- beim Waschen anleiten, beaufsichtigen und unterstützen
- abtrocknen
- wegen schwerer Kniearthrose zwischendurch immer wieder Pausen einlegen mit Problemen (Versteifen) beim Hinsetzen und Aufstehen
- die Füße waschen
- Gebiß reinigen und helfen beim Einsetzen der Zahnprothese
- Haare kämmen
- Fuß- und Fingernägel reinigen (ggf. schneiden)
- aus dem Bad in ein anderes Zimmer führen
Beim Ankleiden muß ich meine/meiner Mutter:15 Min.(M)
- zum Ankleiden auffordern
- die passenden Kleidungsstücke aussuchen, aus dem Schrank nehmen und herrichten
- beim Anziehen beaufsichtigen, anleiten und helfen
Beim Frühstück richten (Tee kochen, Brot schneiden, gemeinsam Tisch decken) muß ich meine/meiner Mutter:40 Min.(E)
- zum Frühstückstisch führen und Hilfe beim Hinsetzen geben
- die Medikamente (Diabetis) abmessen und verabreichen
- Getränk einfüllen und zum Trinken auffordern (Einnahme durch nach vorn hängenden Kopf sehr schwierig)
- belegte Brote zubereiten und schmieren
- Nahrungsmittel zerkleinern
- wiederholt zum Essen oder Trinken auffordern
- während der Nahrungsaufnahme beaufsichtigen, anleiten oder helfen
- restliche Medikamente verabreichen und auf vollständige Einnahme achten
- nach der Mahlzeit Hände und Gesicht abwaschen
Geschirr abwaschenH
Hilfe beim Anziehen der Straßenschuhe und des Mantels---
Zum Zeitunglesen auffordern, das Radio zu den Nachrichtenzeiten einschalten und gezielt zu den Themen Fragen stellen---
Waschmaschine richten, staubsaugenH
Ein zweites Frühstück (1 Scheibe Knäckebrot oder 1 Stück Obst) anrichten und zum Essen auffordern5 Min.(E)
Mittagessen vorbereiten, Tisch deckenH
Beim Mittagessen muß ich meine/meiner Mutter:50 Min.(E)
- in die Küche führen und an den Tisch setzen
- die Medikamente verabreichen
- Getränke einschenken und Speisen portionsgerecht auf den Teller tun
- ständig zum Essen und Trinken auffordern
- während der Nahrungsaufnahme beaufsichtigen, anleiten oder helfen (Meine Mutter ißt sehr langsam - kaut lange. Häufiges Wecken nach Sekundenschlaf erforderlich.) Beim Trinken Tasse zum Mund führen und den Kopf stützen.
- die restliche Medikamente verabreichen und zum Nachtrinken auffordern
- nach der Mahlzeit Mund abwaschen
Tisch abräumen, Geschirr spülenH
Während der Mittagsruhe bügeln, Wäsche aufhängen bzw. zusammenlegen, sonstige HausarbeitenH
Kaffee kochenH
Bei der Zwischenmahlzeit muß ich meine/meiner Mutter:10 Min.(E)
- zum Kaffeetisch führen
- im Wechsel: Diabetikerkuchen oder Gebäck und koffeinfreien Kaffee bzw. Diabetikersaft mit Weizenkleie, ein Zwieback, Leinsamen und Diätsüße bereitstellen
- ständig zum Essen bzw. Trinken auffordern, teilweise dabei helfen
- während der Nahrungsaufnahme beaufsichtigen, anleiten oder helfen (Meine Mutter ißt sehr langsam - kaut lange.)
- nach der Mahlzeit Mund abwaschen
Um Gelenkversteifungen vorzubeugen, muß ich meine Mutter durch die Wohnung führen30 Min.(M)
einkaufenH
Abendessen richten (Tee kochen, Brot schneiden, Tisch decken)H
Beim Abendessen muß ich meine/meiner Mutter:30 Min.(E)
- zum Abendbrotstisch führen
- belegte Brote zubereiten und schmieren
- Nahrungsmittel zerkleinern
- Getränke einschenken
- die Medikamente verabreichen
- ständig zum Essen oder Trinken auffordern, teilweise füttern, Tasse zum mund führen; häufiges Aufwecken erforderlich
- die restlichen Medikamente verabreichen und zum Nachtrinken auffordern
- nach der Mahlzeit Hände und Gesicht abwaschen
Tisch abräumen, Geschirr spülenH
Abends muß ich meine Mutter munter halten, zum Fernsehen animieren, Programminhalt ansprechen---
Gegen 20 Uhr muß ich meiner Mutter ein "Spätstück":15 Min (E)
- anrichten
- füttern
- Restgetränk geben
- 3 Schlafdragees mit Flüssigkeit verabreichen
- Gesicht waschen
Bei der Abendtoilette (Waschen und Zahnpflege) muß ich meine/meiner Mutter:45 Min.(K)
- das Waschzubehör bereitlegen und das Handwaschbecken herrichten
- ins Badezimmer führen
- helfen, ihre Kleidung abzulegen
- zum Waschen auffordern
- beim Waschen anleiten, beaufsichtigen und unterstützen
- das Gebiß abspülen
- das Nachthemd anziehen (Das Anziehen ist oft schwierig, da meine Mutter anfängt, mit den Kleidungsstücken zu spielen, sich gegen das Anziehen wehrt oder sich versteift.)
- aus dem Bad in ein anderes Zimmer führen
Beim Zubettgehen muß ich meine/meiner Mutter:5 Min.(M)
- zum Bett führen
- helfen, sich auf das Bett zu setzen, sich hinzulegen
- die Inkontinenzversorgung sichern
- beide Unterschenkel und Füße mit Franzbranntwein einreiben und massieren (zur Entlastung der Venen und Lymphen)
- Knie mit Kyttacreme einreiben und einmassieren, mit Zellstoff abdecken
- richtig lagern und zudecken
Bei auftretender Schlaflosigkeit (meist mit Einnässen)10 Min (K)
- Blutdruck messen
- medikamentös eingreifen
- beruhigen
- z.T. die nassen Windeln wechseln, u.U. sogar die Bettwäsche
- wieder richtig lagern
Zusätzlich muß ich meine/meiner Mutter:
auch gegen den Willen meiner Mutter
- 10-mal täglich zur Toilette führen70 Min.(K)
- davon 1-mal gegen 10 Uhr mit abführender Massage (Colonmassage),
- davon 3-mal zu verschieden Nachtzeiten mit evtl. erforderlichen Wechsel der Nachtwäsche
- 10 mal täglich ein Getränk reichen und zum Trinken auffordern. Da meine Mutter zu wenig und ungern trinkt (meist nur kleine Mengen), muß ich ihr:15 Min.(E)
- Trinkmenge von 2 Litern abmessen, Getränkeart mit dem Diabetis abstimmen
- im Tagesverlauf immer wieder etwas einschenken und ihr zum Trinken anbieten.
- Ich muß sie dabei mehrmals auffordern und überreden, damit sie etwas trinkt.
455 Min.
Dazu kommen regelmäßig:
jede Woche:
- 2 - 3-mal wegen der Inkontinenz Korridorläufer, Toilettengarnitur und - nur nachts getragene - Hausschuhe säubern30 Min. (K)
- 1 bis 2-mal pro Woche muß ich morgens auch das Bett frisch überziehen, wenn es durch die Inkontinenz der Kranken naß geworden ist. 20 Min. (K)
- 2-mal pro Woche muß ich meiner Mutter die Haare waschen, eine Haarpackung machen und fönen 60 Min (K)
Bei der Begleitung zur Neurologin muß ich meine/meiner Mutter:40 Min.
- Mantel und Schuhe jeweils an- und ausziehen
- die Treppe herunter führen
- ansprechen und wiederholt zum Gehen auffordern
- Meine Mutter geht sehr langsam und schwer und macht häufig Pausen beim Gehen.
Rechnet man diese Zeiten auf einen Tag um (150 Min. : 7), ergibt dies noch einmal 20 Minuten täglich dazu.20 Min.
Gesamt475 Min.

Auf Grund meiner Aufstellung komme ich auf eine durchschnittliche tägliche Pflegezeit von knapp 8 Stunden pro Tag. Da ich meine Mutter auch des nachts versogen muß, erwarte ich eine Einstufung in Pflegestufe 3.

Mit freundlichen Grüßen


 

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