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für Betreuer Demenz-Kranker

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

Mut zu Neuem

* * Zu kreativer Gelassenheit finden
* * Freude am Experimentieren entwickeln
* * Flexibel reagieren, statt hartnäckig bleiben
* * Dem Kranken geeigneten Lebensraum bieten (z.B. für seine Unruhe)
* * Auf ungewöhnliche Verhaltensweisen ungewöhnlich reagieren
* * Durch Ablenken Situationen entschärfen
* * Umfeld informieren
* * Ausrangierte Hilfsmittel anderen überlassen
* * Nutzen von Tierkontakten erproben
* * Gruppen- statt Einzelreisen

 
Zu kreativer Gelassenheit finden Haben Sie den Mut erfinderisch zu sein. Nicht Aufopferung, sondern Gelassenheit, diplomatisches Geschick und eine gewisse spielerische Leichtigkeit sind die besten Voraussetzungen für den Umgang mit dem Demenz-Kranken. Humor und Heiterkeit (wie auch andere Stimmungen) stecken an. Nutzen Sie die Vielfalt möglicher Reize (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten).
   
Freude am Experimentieren entwickeln Kreativität und die Fähigkeit, Situationen analysieren zu können, sind bei der Betreuung Demenz-Kranker ständig gefordert: Wenn man einem Demenz-Patienten ein Messer in die rechte Hand und die zu schälende Kartoffel in die linke Hand drückt, kann es vorkommen, daß nichts geschieht. Wer auf die Idee kommt, daß es sich um einen Linkshänder handelt, und die Hände anders bestückt, kann von der plötzlichen Eifrigkeit des Patiente n überrascht sein.
   
Flexibel reagieren, statt hartnäckig bleiben Handeln Sie nicht nach dem Motto "mehr desselben" (z.B. in Form verstärkter Kontrolle), wenn Ihre Bemühungen um den Kranken erfolglos sind. Dadurch verspannt sich die Situation meist noch mehr und für alle Beteiligten steigt die Belastung.
   
Dem Kranken geeigneten Lebensraum bieten (z.B. für seine Unruhe) Demenz-Kranke brauchen Raum und Gelegenheit, um ihre innere Unruhe ausleben zu können. Nobel gestaltete Krankenzimmer (etwa mit Perserteppich) sind dafür weniger geeignet. Sie zwingen den Betreuer nur dazu, die Einrichtung zu schützen, und schaffen damit unnötiges Konfliktpotential. Dekoration muß nicht in herkömmlicher Weise auf dem Boden oder auf Tischen stehen (wo Blumen den Kranken vielleicht zum Verzehr einladen). Warum sollte man sie nicht unter die Decke hängen? Herumliegendes Bastelmaterial motiviert sicherlich solche Demenz-Kranke nur wenig, die ihr Leben lang noch nie gebastelt haben.
   
Auf ungewöhnliche Verhaltensweisen ungewöhnlich reagieren Einen verängstigt und verwirrt wirkenden Patienten muß man nicht in die Duschwanne stellen und von oben bis unten abbrausen. Man kann auch einen Hocker im Duschbecken plazieren und damit beginnen, erst einen Teil des Körpers zu waschen.
   
Durch Ablenken Situationen entschärfen Entschärfen Sie für einen umherirrenden, streitsüchtigen, verwirrten Patienten die Situation, indem Sie ihn ablenken. Merk- und Aufmerksamkeitsschwächen erleichtern es dem Patienten mitunter, sein ursprüngliches Vorhaben zu vergessen und sich auf etwas Neues einzulassen.
   
Umfeld informieren Verstecken Sie den Kranken nicht aus der Sorge heraus, "was die Leute wohl sagen". Informieren Sie lieber die Menschen aus dem Umfeld des Kranken über die Natur des Leidens. Mittlerweile sind "Demenz" und "Alzheimer-Krankheit" für große Teile der Bevölkerung Menschen zu einem Begriff geworden. Heute braucht sich niemand wegen dieser Diagnosen mehr zu schämen. Je mehr Menschen um die wahre Natur des Leidens wissen, um so verständnisvoller werden sie mit de m Kranken umgehen und verletzende Verhaltensweisen vermeiden können. Informierte Nachbarn und Freunde sind meist auch hilfsbereiter, wenn es um ein vorübergehendes Aufpassen oder andere Unterstützungsmöglichkeiten geht. Achten Sie überhaupt darauf, ihre sonstigen Mitmenschen (insbesondere andere Familienangehörige) nicht zu vernachlässigen.
   
Ausrangierte Hilfsmittel anderen überlassen Manchmal kann ein Demenz-Kranker aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums seines Leidens teure Hilfsmittel nicht mehr nutzen. Überlegen Sie, ob Sie diese Dinge dann nicht anderen Patienten kostenlos oder zu einem günstigen Preis zur Verfügung stellen wollen.
   
Nutzen von Tierkontakten erproben Es gibt keine klaren Empfehlungen dafür, ob man Demenz-Kranken Tierkontakte ermöglichen sollte. Untersuchungen haben gezeigt, daß beispielsweise die Anwesenheit eines Hundes bei Demenz-Kranken Verhaltensweisen wie Lächeln, Umherblicken, Streicheln und Sprechen fördern kann. Je nach dem Schweregrad einer Demenz ist es einem Hund mitunter möglich, den Kranken zu beschäftigen, ihn zu mobilisieren, ihm bestimmte Pflichten aufzuerlegen sowie ihm das Gef&u uml;hl zu vermitteln, etwas leisten zu müssen und zu können bzw. gebraucht zu werden. Am besten finden Sie selbst heraus, ob der von Ihnen betreute Patient aus Tierkontakten Gewinn zieht.
   
Gruppen- statt Einzelreisen Bei Fahrten in neue Umgebungen haben sich Gruppenreisen bewährt. Dann sind für den Demenz-Kranken immer mehrere vertraute Personen mit von der Partie. Achten Sie darauf, daß Sie den Kranken an unbekannten Orten auch für kurze Zeit nicht alleine lassen. Seien Sie nicht überrascht, wenn der Kranke nach der Rückkehr aus dem Urlaub die eigene Wohnung nicht mehr erkennt und häufiger wegläuft.


Zusammengestellt von Dr. Dr. med. Herbert Mück und Horst Endreß (2. und wesentlich erweiterte Auflage, 8/1999)

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