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Die Sinne erwecken: Basale Stimulation bei Demenz

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

Es kommt nicht nur darauf an "was" man mit Demenz-Patienten macht, sondern auch darauf "wie" man es tut. Wer z.B. bei der Körperpflege bewußt unterschiedliche Reize einsetzt, hilft dem Kranken, Körper und Umwelt besser wahrzunehmen (etwa durch leichten Druck beim Einseifen, abwechselnden Gebrauch von Schwämmen und Waschlappen, Abtrocknen mit unterschiedlich weichen Handtüchern, Einreiben, Massieren, Einkleiden mit gut sitzenden Textilien)

Menschen nehmen ihre Umgebung wie überhaupt Informationen auf Dauer nur wahr, wenn ihre körperlichen Sinne wechselnd gereizt werden. Dagegen gewöhnt man sich an eintönige, also gleichförmige Reize, so daß man sie nach einiger Zeit nicht mehr wahrnimmt. Dies gilt für die Schmerz- und Temperatur ebenso wie für Tasten, Riechen und Sehen. Wer so an Reizen verarmt, blendet über kurz oder lang die äußere Realität aus und verliert die Orientierung. Ein solches Schicksal droht vor allem Demenz-Kranken, die bettlägerig sind bzw. sich kaum noch bewegen können. Diese Situation spitzt sich zu, wenn die Betreffenden auch noch "super weich" gelagert und lediglich mit Flügelhemden "bekleidet" sind. Möglicherweise ist das Körperempfinden eines solchen Menschen mit dem tauben Gefühl vergleichbar, das man nach einer zahnärztlichen Schmerzspritze verspürt. Für viele Demenz-Kranke kommt hinzu, daß sie aufgrund altersbedingter Hör- und Sehbeeinträchtigungen ohnehin nur noch schlecht wahrnehmen können.

Autostimulation als Notruf

Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, wenn alte Menschen der Reizverarmung begegnen, indem sie sich selbst stimulieren. Um Informationen über den eigenen Körper und die Umwelt zu erhalten, schreiten sie gleichsam zur Selbsthilfe. Typische Beispiele sind

Nach Ansicht von A. Hartwanger ist die meist monotone und häufig selbstschädigende Autostimulation ein Hilfeschrei von Menschen, die unter einem Mangel an sinnlichen Anregungen leiden. Dabei sind die Möglichkeiten der ursprünglich von A. Frölich entwickelten "basalen Stimulation" mannigfaltig und einfach zu verwirklichen.

Mittel basaler Stimulation

Körperstimulation:

Anregung des Gleichgewichtssinnes:

Haptische Stimulation (Tast- und Greifsinn):

Vibratorische Anregung:

Orale Stimulation:

(Besonders wichtig für Patienten, die parenteral ernährt werden, aber auch für Personen mit Schluckstörungen, um deren Gefühl für den Mundbereich zu fördern und zu erhalten)

Olfaktorische Stimulation:

(Vertraute Gerüche fördern die Erinnerung!)

Visuelle Stimulation:

Schon ein einziger Gegenstand, der ins Blickfeld gerückt wird, kann den Tag des Kranken verändern!

Frau Hartwanger betont, daß ihre Anregungen nur Beispiele sind. Die Kreativität kennt letztlich keine Grenzen. Allerdings darf man den Kranken nicht überstimulieren. Für den Anfang genügen erfahrungsgemäß täglich ein oder zwei Maßnahmen für jeweils 15 Minuten.

A. Hartwanger: Den Körper als Ganzes spüren. Die basale Stimulation in der Pflege altersverwirrter Menschen. Altenpflege 1996 (21) 587-589


Wir danken

für die Bereitstellung des Textes aus dem ZNS- bzw. DEMENZ-SPEKTRUM

 

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