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Wenn man einem Menschen seine Würde nimmt, dann hört er auf zu leben!Hinweis: Sollten die Arbeitsbedingungen und Lebensbedingungen in Ihrer Einrichtung sich von meinen Ausführungen und Kritikpunkten unterscheiden, bzw. nicht zutreffen, Sie bessere Rahmenbedingungen haben, es in Ihrem Haus anders sein, dann fühlen Sie sich bitte nicht angesprochen...!
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MINDESTANFORDERUNGEN |
Es hat sich in den vielen Jahren nichts verändert! Seit April 1997 berichten die bundesdeutschen Medien fast täglich
über katastrophale, menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen in zahlreichen bundesdeutschen Pflegeheimen.
Inzwischen spricht kaum noch jemand von "ein paar bedauerlichen Einzelfällen", "ein paar schwarzen
Schafen". Selbst der Medizinische Dienst der Krankenkassen in Bayern musste vor kurzem einräumen:
"Eine wünschenswerte und auf Dauer zufriedenstellende Versorgung der Pflegebedürftigen kann nicht mit minimaler personeller Besetzung durchgeführt werden. Dies zeigt sich in allen bisher besuchten Pflegeheimen"
Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) kam auf Bundesebene zu einem er-schreckenden Ergebnis, das man eigentlich nur noch als Bankrotterklärung und sozialpolitischen Offenbarungseid bezeichnen muss: "Die vorhandenen Qualitätsdefizite sind keine Einzelfälle, sondern weisen auf strukturelle Defizite in der Pflege hin. Häufige Pflegedefizite bestehen
Nur 20 - 30 % der Pflegeheime in Deutschland behandeln ihre Patienten "gut bis hervorragend" (MDK Februar 2002).
Aus der Sicht pflegebedürftiger Menschen ist die Situation in den meisten Pflegeheimen unerträglich! Die Reaktionen aus dem gesamten Bundesgebiet sind überwältigend, er-schütternd und eigentlich unvorstellbar. Das ganze Ausmaß ist kaum zu beschreiben. Allein in den letzten fünf Jahren konnte ich nur in München über 80 (in Worten achtzig) Aktenordner mit Tausenden von Briefen, Faxen, und Telefonnotizen zusammenstellen. Ca 70 Prozent der "Informanten" sind inzwischen Pflegekräfte. Die meisten anonym, aus Angst vor Repressalien, aber immer mehr getrauen gehen auch mit ihrem Namen an die Öffentlichkeit. Kenner der Szene sprechen von der "Spitze eines Eisberges!" Ich habe in meiner bald 30-jährigen beruflichen Laufbahn noch nie so viele vollkommen verzweifelte, erschöpfte, resignierte und traumatisierte Menschen (Pflegekräfte und Angehörige) erlebt:
Die große Allianz des Schweigens ist beängstigend und bedrückend... Es schweigen: Die Ärzte, die Mitarbeiter in den Krankenhäusern, die Seelsorger, die Berufsbetreuer, die meisten Pflegekräfte, die Angehörigen und die ERBEN.
Fazit: Enttäuschend und erschreckend: (Fast) alle wissen Bescheid !!! Ärzte, Pflegekräfte, Angehörige, Erben, gesetzliche Betreuer, Mitarbeiter in den Krankenhäusern, Rettungssanitäter, usw. - die meisten schweigen, schauen weg oder trauen sich nichts zu sagen.
Stellen Sie sich bitte vor, bei den nun folgenden Schilderungen handelt es nicht um irgendeinen "Pflegefall", um irgendeine statistische Größe, sondern es handelt sich um Ihre Eltern oder um Sie persönlich. Bei diesem Problem geht es nicht um Parteipolitik oder um ein ideologisches Thema ... es geht uns früher oder später ALLE an! Jede oder jeder wird für sich die Frage stellen müssen: Wie und wo möchte ich bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit wohnen, leben und gepflegt werden?!
Stellen Sie sich bitte vor, sie müssen ganz dringend zur Toilette, sie läuten, sie rufen und eine überlastete Pflegekraft ruft Ihnen zu: "Machen Sie bitte in ihre Windel, ich mache sie später sauber!" Würden Sie freiwillig in die Hose machen und dann Besuch empfangen?
Einige Beispiele:
Die Fakten:
Eine bekannte Firma für "Pflegehilfsmittel" hat ein "noch leistungsfähigeres und bedienungsfreundlicheres System" entwickelt: "Per Mausklick zur optimalen Inkontinenzversorgung": "Die Erfassung der Beladungsgewichte von Inkontinenzslips in sieben deutschen Pflegeheimen zeigt: Von 5.000 benutzten Produkten hatten 55,3 % weniger als 200 g Beladung. Mehr als die Hälfte aller Patienten wurden damit zu teuer versorgt."
Frage: Wer denkt sich solche menschenverachtende Systeme aus und wer wendet diese an???
Windeln (bzw. Inkontinenzartikel) und Dauerkatheter sind inzwischen längst zu "pflegeerleichternden Maßnahmen" geworden. Während Fachärzte und Juristen bei Dauerkatheter, die nicht aus medizinischen Gründen notwendig sind von Körperverletzung sprechen, kommt der MDK in seiner Stellungnahme zu folgenden Ergebnis: "Vielfach wurde fest-gestellt, dass Inkontinenzhilfen gegen den Willen der Pflegebedürftigen eingesetzt werden, obwohl der Pflegeheimbewohner bei entsprechendem Training und personeller Unterstützung die Toilette aufsuchen kann und will. Einrichtungsträger erliegen in zunehmendem Maße den Verheißungen der Inkontinenzmittelhersteller und bringen immer großvolumigere Inkontinenzeinlagen zum Einsatz, die oft unangemessen lang nicht gewechselt werden" ("Fassungsvermögen bis zu 3,8 Liter").
JEDER pflegebedürftige Mensch muss TÄGLICH so oft zur Toilette gebracht oder geführt werden, wie
er es wünscht! |
Menschenverachtend, menschenunwürdig und erniedrigend! Wie pervers ist eine Gesellschaft, die auf den Pflegenotstand
mit Turbo-Windeln reagiert!
Vielleicht sollte man die Idee einmal auf dem Oktoberfest oder auf dem Arbeitsplatz anwenden. Ich empfehle unbedingt den Selbstversuch!!!
Auch die Deutsche Bundesbahn könnte solche Windeln anbieten, da es immer wieder zu Problemen wegen besetzter oder defekter Toiletten in den Zügen kommt.
Einige Beispiele:
Die Fakten:
Bei älteren Menschen ist Mangelernährung eine der häufigsten und am wenigsten beachteten Krankheiten in Krankenhäusern, Pflegeheimen und in der häuslichen Pflege. Mangelernährt sind bis zu 83 % der alten Patienten, die in Akutkrankenhäusern oder in Pflegeheimen "untergebracht" sind.
"Im Heim ist keine Zeit zum Füttern" (Häufige Aussagen von Heimärzten und Pflegekräften). Eine verzweifelte Altenpflegerin schildert mir in einem vertraulichen Schreiben ihre Situation: "Ich wünsche mir mehr Zeit zu haben, einen Menschen in Ruhe und vor allem im Sitzen das Essen eingeben zu können. Nicht ständig auf die Uhr zu blicken und ihm das Essen hineinzustopfen. Aber dabei den zu fütternden in die Augen zu blicken, ist das schlimmste!"
Aus dem genannten Bericht des MDK: "Versicherte, die Einschränkungen in der Fähigkeit haben, ihren Nahrungs- und Flüssigkeitsbedarf selbständig zu decken, werden häufig unzureichend mit Flüssigkeit und Nahrung versorgt. Die Folge dieses Defizits ist nicht selten Unterernährung bzw. Austrocknung, die wiederum eine Akutversorgung notwendig macht."
Mit anderen Worten: "Die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr ist in zahlreichen Pflegeheimen nicht mehr sichergestellt!!!"
In unseren Pflegeheimen kostet Verdursten 3.000 € im Monat!
JEDER pflegebedürftige Mensch muss TÄGLICH seine Mahlzeiten und ausreichend Geträn-ke/Flüssigkeit in dem Tempo erhalten, in dem er kauen und schlucken kann. |
Nicht in Eritrea, nicht in Albanien, sondern in dem Feinschmeckerland Bundesrepublik Deutschland verhungern und
verdursten pflegebedürftige Menschen ... ein unglaublicher Skandal in einem zivilisierten und reichen Land! Und kein
Aufschrei, kein Protest, keine Lichterkette!
Die Fakten:
Magensonden als "pflegeerleichternde Maßnahme" ... Stellen Sie sich bitte vor... das bedeutet:
Zwei Beispiele:
Die Fakten
Eigentlich sind sich alle Experten einig: Eine verständnisvolle, motivierte, engagierte, ein-fallsreiche und geduldige (Fach)pflege sind eine unverzichtbare Voraussetzung für eine würdevolle Pflege.
In einer vielbeachteten "Freiburger-Studie" von Prof. Dr. Thomas Klie wurde 1998 festgestellt, dass in bundesdeutschen Pflegeheimen mit bis zu 380 000 (!!!) freiheitsentziehenden Maßnahmen gerechnet werden muss ..und zwar täglich!!! Fixierungen sind eine massive Beeinträchtigung von menschlichen Grundbedürfnissen. Diese sind häufig vermeidbar sind häufig geprägt von der Angst, "es könnte etwas passieren".
In München wurde im September 2002 eine weitere Studie von Prof. Klie vorgestellt, mit ebenfalls erschreckenden Ergebnissen: Jeder zweite Heimbewohner wird medikamentös ruhig gestellt, bei rund 41 % wird das Bettgitter hochgezogen. Bei einem Drittel der Bewohner waren diese mehr als 20 Stunden hochgezogen!
Wer ist für diese täglichen Freiheitsberaubungen verantwortlich? Wo sind die Ärzte, das Pflegepersonal, die gesetzlichen Betreuer, die Angehörigen? Was haben denn die Heimaufsicht, der Medizinische Dienst untersucht? Haben die alle nichts gesehen?
Wo ist eigentlich der Staatsanwalt? Ein - aus sog. sozialer Fürsorglichkeit oder weil zuwenig Personal vorhanden ist - vorgenommener Freiheitsentzug gegen den Willen des Bewohners - bzw. ohne Beschluss des Vormundschaftsgerichtes - sind nach § 239 StGB Straftaten!
Warum brauchen wir ständig neue, teuere Studien, wenn aus den Ergebnissen und Erkenntnissen keine Konsequenzen gezogen werden?
Zwei Beispiele:
JEDER pflegebedürftige Mensch muss (auf Wunsch) TÄGLICH die Möglichkeit bekommen sein Bett zu verlassen und an die frische Luft zu kommen. |
Was wir in anderen Ländern als Körperverletzung und Folter bezeichnen, das heißt in Deutschland schlicht und einfach:
Personalmangel oder Pflegenotstand!
Die Fakten:
Hochdosierte Neuroleptika ... ruhigstellende Medikamente... Fixierungen ... sind gängige Praxis in bundesdeutschen Pflegeheimen. Der Homburger Rechtsmediziner Prof. Hans-Joachim Wagner hat im Januar 2000 im "Deutschen Ärzteblatt" festgestellt, dass sich die Verordnungen von Neuroleptika seit 1988 verdoppelt haben.
Eine neuere Untersuchung hat ergeben, dass die Pro-Kopf-Verordnung von Neuroleptika "mit der Größe der Alten- und Pflegeheime zunimmt." Fast ein Viertel dieser regelmäßigen Verordnungen seien medizinisch nicht nachzuvollziehen. Die alten Menschen würden mit solchen "Dauerrezepturen" bis hin zu Vergiftungen und sogar "bis zum Tod chemisch misshandelt", betonte Prof. Wagner. "Oft würden solche Fälle erst nach dem Tode des Patienten aufgedeckt" (Altenpflege Februar 2000)
Bereits 1992 hat Prof. Dr. med. Erich Grond in der Zeitschrift Altenpflege festgestellt: "Der Pflegenotstand und die extreme Dauerbelastung in den Altenpflegeheimen überfordert die Pflegenden so, dass sie nur noch zu gefährlicher Pflege Zeit haben."
Erschöpfung des Personals führt zwangsläufig zu Gewalttätigkeit!!!
Zwei oder drei Pflegekräfte, häufig Hilfskräfte, für 25, 30 und mehr schwerpflegebedürftige, demente Menschen ... eine Nachtwache für 50, 60, 70, ja teilweise sogar über 100 Menschen sind keine Seltenheit, bedeuten den "alltäglichen Wahnsinn". Das kann einfach nicht funktionieren. Das sind kriminelle Arbeitsbedingungen für das Personal. Eine humane, menschenwürdige Pflege ist unter diesen personellen Rahmenbedingungen einfach nicht leistbar! (Ich fordere inzwischen Dopingkontrollen beim Personal...!")
Für mich allerdings nicht mehr nachvollziehbar: Mir wird immer wieder geschildert, dass es offensichtlich immer noch genügend Pflegekräfte gibt, die stolz darauf sind, dass sie es ohne Probleme alleine schaffen in der Nacht für 70 pflegebedürftige Menschen verantwortlich zu sein, in der Früh um vier Uhr mit dem Waschen beginnen, "um den Frühdienst zu entlasten" und wie viele "Patienten sie in kürzester Zeit fertig machen können!"
Die Grundvoraussetzungen für MENSCHENWÜRDIGE ARBEITSBEDINGUNGEN sind selbstverständlich ausreichendes, motiviertes, kompetentes und auch menschlich qualifiziertes Personal !!! |
Die "Experten" sind sich doch seit Jahren einig: "Mit Anstieg der Zahl psychisch veränderter
Älterer - mit oder ohne körperlicher Behinderung - empfiehlt sich eine personelle Besetzung von 1:2, wobei die
überwiegende Zahl der Mitarbeiter eine volle Qualifizierung in der Altenpflege besitzen sollte. Ein ungünstigeres
Verhältnis birgt die Gefahr in sich, dass qualifizierte, das heißt therapeutische und rehabilitative Hilfe nicht
geleistet werden kann, dass der fehlende Helfer oder vorhandene mit unzureichender Fachkenntnis durch die Verordnung
sedierender Medikamente ersetzt wird und dass die Mitarbeiter in hoffnungslose Resignation verfallen. Die entstandene
Frustration wird sich auch auf die kranken ‚Älteren und deren Angehörige übertragen und letztlich dem Klischee von
der Erfolglosigkeit therapeutischer Maßnahmen in der Altenarbeit Tür und Tor öffnen." (Deutscher Verein
Frankfurt 1987!)
Einige Beispiele:
JEDER pflegebedürftige Mensch muss die Möglichkeit haben, dass wenigsten ein Mitarbeiter auf Station ist, der die Muttersprache spricht. Kommunikation ist ein Grundrecht! Trösten, zuhören, geduldig in den Arm nehmen, ein paar freundliche, liebevolle, verständliche, einfühlsame Worte dürfen nicht als "Kaviarleistung" ("nicht finanzierbar") gelten. |
Pflegeheime sind offensichtlich zu rechtsfreien Räumen geworden. Dies wurde mir auch in zahlreichen vertraulichen
Gesprächen mit Kriminalbeamten, Staatsanwälten und Rechtsmedizinern bestätigt. Man muss sich das vorstellen: Wir
brauchen inzwischen die Rechtsmedizin, um die Grundrechte, um eine menschenwürdige Pflege und Versorgung in
bundesdeutschen Pflegeheimen durchzusetzen! Es gibt offensichtlich wenig öffentliches Interesse an der Aufdeckung
dieser Missstände und deren straf- und zivilrechtlichen Verfolgung.
Ein Beispiel:
Die Fakten:
Vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Hamburg wurde 1998 eine Querschnittserhebung im Rahmen von 10.222 Leichenschauen durchgeführt, um die Häufigkeit von Druckgeschwüren festzustellen. Ca 11,2 % der untersuchten Verstorbenen hatten eine Dekubitalgeschwür (Druckstelle).
Vom Berliner Institut für gerichtliche und soziale Medizin wurden 1.279 in Berlin Verstorbene untersucht. Bei 16,1 % wurden Druckgeschwüre festgestellt, zur Hälfte sogar schweren Grades.
Nach einer internen Hochrechnung der Krankenkassen ist davon auszugehen, dass ca. 750.000 pflegebedürftige Menschen in Krankenhäusern und in Pflegeheimen in der BRD unter einem Dekubitus leiden. ("Nebenbei": Die Krankenkassen haben im Jahre 1998 mehr als 4,3 Milliarden DM für die BEHANDLUNG von Dekubitalgeschwüren ausgegeben.
Wieso wird nicht in die Prophylaxe (Personal) investiert? Nur ein reiches Gesundheitssystem kann sich diesen Irrsinn leisten, auf Prävention und Rehabilitation weitgehende zu verzichten!
In welchem Land leben wir eigentlich? Zur besten Sendezeit wurden mehrfach schockierende Bilder von Dekubitalgeschwüren gezeigt: Der Hamburger Rechtsmediziner Prof. Klaus Püschel: "Bei vielen untersuchten Patienten war keinerlei Zeichen einer medizinischen Behandlung der Durchliegestellen zu erkennen. Diese Wunden sind ganz offen. Jeder kann sie sehen. Man muss nur hingucken. Aber viele schauen eben gar nicht hin. Es wird die Bettdecke darüber getan und dann sieht man das Problem nicht und leider schauen auch viele Ärzte nicht hin, so dass das im Verborgenen bleibt."
Ein Wahnsinn: ... da verfaulen pflegebedürftige Menschen bei lebendigem Leib unter unsäglichen Schmerzen. Da diskutieren wir, ab wann jemand eine Wechseldruckmatratze bekommt ... wer diese bezahlen soll ... Kein Aufschrei, keine Schweigeminute, keine Lichterkette, keine Sondersitzung im Deutschen Bundestag, keine Reaktion bei den Kirchen, bei Amnesty International, keine Menschenrechtsorganisation .... niemand interessiert sich, wenn ca. 10 000 Menschen (Dunkelziffer) jährlich an den Folgen dieser Vernachlässigung sterben. Ein Heimleiter meinte, als in seinem Hause bei einer Kontrolle zahlreiche Menschen mit Druckgeschwüren festgestellt worden waren: "Das werde doch inzwischen immer mehr zur Normalität, da die Menschen doch immer älter und kränker werden!" EINE GRAUSAME NORMALITÄT!
Nicht einmal die volkswirtschaftlichen Schäden dieser "Pflegefehler" interessieren!
Die Fakten:
Stellen Sie sich bitte vor: Sie leben und wohnen in einem Mehrbettzimmer ... die geschilderten Gerüche sind meistens unvermeidlich und an der Tagesordnung. In diesem Zimmer essen Sie, Sie schauen fern, lesen, empfangen Besuch .... Wer kann sich vorstellen, im Wohnzimmer seine Notdurft zu verrichten? Auf der Toilette seine Mahlzeiten einzunehmen?
JEDER pflegebedürftige Mensch muss die Möglichkeit haben, wenigsten seinen Zimmerpartner zu wählen, bzw. abzulehnen. (Doppelzimmer und Mehrbettzimmer sind menschenunwürdig). |
Unzählige weitere Lebenssituationen sind aus der Sicht pflegebedürftiger Menschen sind unerträglich: Hiezu ein paar Beispiele und Zitate:
Einige Beispiele:
Alte Frauen werden von männlichen Pflegepersonen gewaschen, bekommen die Windeln gewechselt. Das Schamgefühl wird ignoriert. Diese erniedrigenden und entwürdigenden Zustände bedeuten für viele alte Frauen eine Vergewaltigung.
Nach jedem Vortrag, egal in welcher Stadt, nach jeder Fernsehsendung oder anderen Presseveröffentlichungen erreichen mich weitere unzählige erschütternde und eigentlich unvorstellbare Berichte. Eigentlich kaum noch auszuhalten und zu ertragen:
JEDER pflegebedürftige Mensch muss TÄGLICH (wenn gewünscht!) gewaschen, angezogen, gekämmt werden und sein Gebiss erhalten (Mundpflege!). |
Bereits im September 1994 warnte ein engagierter, mutiger Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt in Fürth: "Pflegeheime verkommen immer mehr zu Sterbehäusern." Inzwischen wird von Heimträgern gemeldet, dass bis zu 25 % der pflegebedürftigen Menschen sterben nach weniger als zwei Monaten in Heimen. Eine humane Sterbebegleitung ist in den Pflegeheimen vollkommen unmöglich. Dazu einige Aussagen von Pflegkräften:
· "Mein Wunsch ist es, einer Sterbenden einmal 5 bis 10 Minuten die Hand zu halten".
· "Sterbebegleitung? Zuwendung? Keine Chance...!"
· "In elf Jahren ist es mir nicht einmal gelungen, bei einem Sterbenden zu bleiben!"
· "Menschen müssen alleine sterben. Wir haben einfach keine Zeit, einen sterben Menschen zu trösten, die Hand zu halten, mit ihm ein Gebet zu sprechen.... das ist einfach unwürdig. Wir sind jedes mal fix und fertig!" (Altenpflegekräfte)
· Eine junge Assistenzärztin erinnert sich: "Ich habe bereits vor Jahren miterlebt, was es heißt, als betagter
Mensch einsam in einem Krankenhaus zu sterben. Weil das Pflegepersonal so überlastet war - es muss schließlich
gespart werden - und sich kaum um die Grundbedürfnisse des einzelnen Kranken, geschweige denn um ihn als Mensch
kümmern konnte, wurden die Sterbenden ins Bad geschoben. Dort starben sie in der Regel unbemerkt vom Trubel der
Station. Keine Schwester oder Pfleger oder Arzt hatten Zeit, ihnen in ihrer Sterbestunde beizustehen, oft auch keine
Angehörigen: Sie hatten Angst. Und auch für sie war nur wenig oder manchmal gar keine Zeit, ihnen einige ermutigender
Worte und Trost zuzusprechen. Alle haben darunter gelitten. Man ist schließlich doch noch Mensch! Aber die viele
Arbeit, die vielen, die noch leben und gerne weiterleben möcht
Obwohl es schon viele Jahre her ist, (alb) träume ich manchmal jetzt noch davon."
In diesem reichen Land ist auch "Sterben" zur Kostenfrage geworden. Selbst in einem der wenigen Hospize muss schnell gestorben werden. "Die Kassen zahlen nur ca. vier Wochen." Nebenbei: Die segensreiche Hospizbewegung finanziert sich zum großen Teil aus Spenden!
Im Klartext: Wer wegen der guten Pflege im Hospiz vielleicht doch nicht so schnell sterben möchte, muss wieder ins Pflegeheim oder in die häufig unzureichende häusliche Pflege "zurückverlegt" werden.
JEDER pflegebedürftige Mensch muss die Sicherheit haben, dass ihm in der Todesstunde wenigstens jemand die Hand hält, damit er nicht alleine und einsam sterben muss....!!! |
Eine sozial- und gesellschaftspolitische Bankrotterklärung!
Die Situation Sterbender in den Heimen dürfte wohl zu dem traurigsten Kapitel der Altenpflege gehören.
Was in diesem Land abläuft ist eine moderne Form einer sozialen Euthanasie. Irgendwie bin ich froh, dass die Holländer durch die Legalisierung der Sterbehilfe auch in Deutschland eine breite Diskussion erreicht haben. Im Grunde genommen hat man in Holland die bundesdeutsche Entsorgung von pflegebedürftigen Menschen nur gesetzlich legalisiert.
Diese "Standards" müssen in einem reichen Land, das den Anspruch hat; die Menschenrechte besonders zu achten selbstverständlich sein ...! Die Würde auch des Pflegebedürftigen Menschen ist unantastbar !!! |
Personalmangel ist Körperverletzung! Der aktuelle Pflegeschlüssel, die seit Jahrzehnten staatlich akzeptierte Form der
Minimalstversorgung ist vorsätzliche Körperverletzung, ist unterlassene Hilfeleistung! Eigentlich muss bei allen
Pflegesatzverhandlungen der Staatsanwalt an dem Verhandlungstisch präsent sein. Der oben genannte erschütternde
Bericht des Medizinischen Dienstes kann nicht nur im Sozialausschuss, sondern muss im Rechtsausschuss des Deutschen
Bundestages auf die Tagesordnung gesetzt werden. Diese Kulturschande bezeichnet Prof. Otto Speck aus München als
"eine der größten Humankatastrophen nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Schicksal alter Menschen beunruhigt wenig;
man braucht sie nicht mehr! Altenpflege stumpft zur bloßen Restversorgung ab. Hilf- und wehrlose Menschen werden in
reine Passivität versetzt. Ihr Leben kann nur noch als Vegetieren bezeichnet werden. Was sie erleben, ist ihre
Erniedrigung. Gewalt wird ihnen vielfach angetan."
Zur Erinnerung: Schon einmal wurde die Würde des Menschen nach einer Kosten-Nutzen-Kalkulation bemessen, wurden die Kosten für Pflege als volkswirtschaftlich unvertretbar empfunden!
Was ist zu tun? Die "tz", eine große Münchner Boulevard-Zeitung berichtet seit vielen Monaten in großer Aufmachung regelmäßig über das Thema: "Wie gehen W I R mit unseren alten Menschen um!" Für dieses bundesweit einmalige Engagement wurde die Zeitung mit dem "Konrad-Adenauer-Preis" ausgezeichnet! Wir müssen dieses gesamtgesellschaftliche Problem zum nationalen Thema machen. Es geht uns alle an! Nebenbei: Wir fordern doch keinen Luxus, nichts Außergewöhnliches, sondern nur Selbstverständlichkeiten, eine elementare Grundversorgung! Oder anders formuliert: Eine "artgerechte Haltung" von pflegebedürftigen Menschen!
Kein Politiker, keine Politikerin, egal welcher Partei schämt sich öffentlich. Kein Bundespräsident, kein Bundeskanzler oder Ministerpräsident hat sich jemals öffentlich in einer Grundsatzrede zu diesem Thema geäußert! Die kirchlichen Würdenträger beider großen Konfessionen schweigen! In keinem Wahlkampf ist das "nationale, gesamtgesellschaftliche Problem" Pflege ein Thema. In den "Kanzler Runden" im Fernsehen kein Wort darüber!
In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass ich mich immer schon gewundert habe, dass in christlichen Pflegeheimen überhaupt eine Heimaufsicht oder die Kontrolle durch einen Medizinischen Dienst notwendig ist. Gerade diese Institutionen müssten eigentlich die Speerspitze der Menschenwürde und Nächstenliebe sein!
Es gibt selbstverständlich auch positive Beispiele, es geht auch anders - nur leider sind diese Heime so selten, haben lange Wartezeiten, oder es werden nur betroffene Menschen aus dieser Stadt oder Gemeinde "aufgenommen".
"Das wirkungsvollste und gängigste Medikament ist bei uns in der Wohngemeinschaft die Zuwendung!" Dieses Zitat einer Altenpflegerin in einer Berliner Wohngemeinschaft muss nicht kommentiert werden.
Als über ein vorbildliches Pflegeheim im Fernsehen ausführlich berichtet wurde, riefen bei mir Pflegekräfte an und meinten, "dieses Personal war wohl vom Fernsehen gekauft. So etwas gibt es doch heute nicht mehr!"
Ein Mitarbeiter einer Heimaufsicht (!) schildert mir den Besuch in einem oberbayerischen Pflegeheim, bittet mich aber, seine Beschreibung "ohne Namensnennung zu verwenden".
Dieses Haus war ihm schon bekannt, dass dort eine angenehme Atmosphäre ist und die Bewohner dort "wohnen" und
nicht "untergebracht" sind. "Ich habe mich auf den Besuch gefreut. Ich habe erwartet, danach freudig, mit
neuen Anregungen und Ideen das Haus zu verlassen. Als der Heimleiter Herr M. mit seiner Führung durch das Haus und mit
seinen Ausführungen fertig war, war ich aber entgegen meiner Erwartung so niedergeschlagen, dass ich mich für ca. 30
Minuten in mein Auto setzte, da ich nicht in der Lage war, sofort wieder zu fahren. Die Ausführungen des Heimleiters
hatten mich zutiefst betroffen gemacht. Ich hatte gesehen und gehört, wie man eine Einrichtung führen könnte, wie
man das Leben der Menschen, die dort ihren Lebensabend verbringen, oft auch mit einfachen Mitteln gestalten könnte.
Nach dem Besuch dieser Einrichtung scheint es unbegreiflich, warum dieser Standart in anderen Einrichtungen, von anderen
Heimleitern nicht ebenso umsetzbar ist.
Dieses Gefühl, dass dieser Standart im St. X eine Selbstverständlichkeit ist, über die es eigentlich keiner
Ausführungen bedürfte, die meisten Einrichtungen davon aber meilenweit entfernt sind, auch in ihrer Einstellung den
Bewohnern gegenüber, hat wohl die Betroffenheit bei mir ausgelöst."
Bei der Ursache nach den Missständen kommen wir immer wieder zu einer gesicherten Erkenntnis: "Der Fisch stinkt
vom Kopf!" Die persönliche Einstellung und Haltung der Leitung ist mitentscheidend! Heimleitungen und
Pflegedienstleitungen arbeiten häufig unprofessionell und sind für diese verantwortungsvolle Tätigkeit nicht
qualifiziert.
"Menschenwürde steht bei uns an oberster Stelle" ist der Grundsatz in einem Pflegeheim in Oberbayern.
"Bei uns sollen sich die uns anvertrauten Menschen wohl und daheim fühlen. Daheim ist, wenn man sich sicher
fühlt." Und der engagierte Heimleiter weiter: "Wir kochen auch nur mit Wasser. Auch meine Mitarbeiter
arbeiten am absoluten Limit. Das Konzept, die Philosophie die Hauses erfordert vom Personal ungeheuere Kraft und innere
Ruhe. Aber bei uns spielt die besondere Wertschätzung für die Bewohner und die Mitarbeiter eine große Rolle. So gehe
es bei der Pflege darum, die Bewohner nicht nach ihren Defiziten einzustufen. Es geht um ihre Persönlichkeit, um ihre
menschliche Anerkennung.
Wir haben z.B. keine Pflegestationen, wir sind doch keine U-Bahn! Wir haben nicht 125 Betten, bei uns werden die
"Pflegefälle" nicht untergebracht, sondern bei uns wohnen und leben 125 Männer und Frauen in überwiegend
persönlich eingerichteten Einzelzimmern.
Wenn ein Dementer zum dritten Mal den Schrank ausräumt, schimpfen wir nicht, sondern erkennen an, dass er fleißig sein
will."
Immer mehr Pflegekräfte gehen endlich offensiv, mutig, engagiert und selbstbewusst an die Öffentlichkeit und beenden ihr oft jahrelanges Schweigen. Die holländische Altenpflegerin Suzanne Buis beschreibt selbstkritisch in ihrem bewegenden Buch "Keine Zeit für Freundlichkeit": "Ich habe ein System menschlicher Entwürdigung aufrechterhalten und den Erhalt meines Arbeitsplatzes über die Menschenwürde gestellt. Aber da mein Buch immer noch aktuell ist, möchte ich jetzt mein Schweigen durchbrechen!"
Pflegeeinrichtungen aus der Schweiz inserieren inzwischen in deutschen Altenpflegezeitschriften. "Je besser eine
Pflegekraft aus- und fortgebildet ist, desto frustrierter ist sie!" Ein Zitat einer Altenpflegerin, die jetzt in
einem vorbildlichen, kleinen Heim in der Schweiz arbeitet.
"Ich will nicht mehr als Täter, aber auch nicht mehr als Opfer dastehen. Wenn ich zusehe und schweige bin ich
Täter; rede ich, werde ich gemobbt!" Sie übersandte mir folgendes Erlebnis:
"DER ABSCHIED"
"Bei meinem Dienstantritt im Pflegeheim ging ich wie jeden Morgen durch die Zimmer und begrüßte freundlich die
Bewohner.
Da fiel mit der schlechte Allgemeinzustand eines Bewohners auf. Seine Ehegattin, Frau S. befand sich auf der gleichen
Station, sie hatten aber getrennte Schlafzimmer. Jeden Tag besuchte Frau S. ihren Ehegatten.
Frau S. hatte Alzheimer und sollte an diesem Tag ihren Mann nicht besuchen, um ihn nicht zusätzlich zu beunruhigen.
Deshalb hat das Pflegepersonal einen Stuhl vor die Herrn S.s Türe gestellt. So lief Frau S. verwirrt im Gang herum und
suchte vergebens ihren Mann. Als sie mich sah, flehte sie mit bittenden Händen und murmelte etwas Unverständliches.
Ich sah die Sorge und die Ängste in ihren Augen um ihren Mann. Ich nahm Frau S. an der Hand, führte sie in das Zimmer
ihres Ehegatten und stellte einen Stuhl neben das Bett ihres Mannes. So saß sie lange an der Seite ihres Mannes, der
ganz offensichtlich die Nähe seiner Frau spürte, die ihn ein Leben lang begleitet hat. Des öfteren sah ich nach dem
Befinden des Ehepaars. Da konnte ich beobachten, wie Herr S. seine Hand ausstreckte und die Hand seiner Frau suchte.
Ich nahm Frau S. s Hand, führte die Hände beider Ehepartner zusammen und erblickte in den Gesichtern der beiden
Senioren ein vertrautes Lächeln.
Es war ein Abschied in die Ewigkeit."
Eine mutige und engagierte Altenpflegerin hat mir nach ihrem jahrelangen, verzweifelten Kampf in einem Brief geschrieben: "Ich hinterfrage diese ausweglose, defizitäre Altenhilfe-Situation, das Schweigen der Wissenden, die starken gesellschaftlichen Widerstände, das Mauern der Politiker, das flächendeckende Desinteresse mehr und mehr. Es macht mich schon mürbe ! Wie ein bleierner Fluch liegt die Situation schicksalhaft über dem Leben der Pflegebedürftigen. Werden wir die Kraft, Möglichkeit und Fähigkeit haben, an diesem Schicksalsrad zu drehen, etwas Grundlegendes zu verändern? Neben dem Wunsch zur Verbesserung wächst in mir die Ohnmacht, fühle ich mich zu schwach, mich auf Dauer aufzubäumen, denke ich, es ist unrealistisch, sich zu wehren, will ich mir den Kopf nicht gegen Mauern einrennen! Manchmal fühle ich mich jetzt schon ausgelaugt und leer , nachdem ich mir soviel von der Seele geredet und geschrieben habe und vor Ort eine Entwicklung zum Mittelalter vor sich geht. Müdigkeit und Resignation sind tatsächlich aufgekeimt, haben sich ausgebreitet."
Wie lange wollen und können wir alle, Gesellschaft und Politik eigentlich noch die Augen verschließen, vor dieser erbärmlichen und grauenvollen Wirklichkeit in den bundesdeutschen Pflegeheimen? Wie lange wird hier noch von "bedauerlichen Einzelfällen", von "ein paar schwarzen Schafen" gesprochen? Angesichts dieser schier hoffnungslosen Lage tausender pflegebedürftiger Menschen bleiben Scham und Zorn. Wie viele Arbeitskreise, Tagungen, Resolutionen, Positionspapiere, unverbindliche Empfehlungspapiere, Appelle, Absichtserklärungen, Untersuchungen, Studien ("Machbarkeitsstudien"), Modelle und (Ethik-) Kommissionen brauchen wir eigentlich noch? Das Ende der Verantwortbarkeit ist längst vorbei! Wir brauchen keine Ethikkommissionen, sondern ethisch denkende und handelnde Menschen!
Für diese entwürdigenden Lebens- und Arbeitsbedingungen gibt es zahlreiche Erklärungen, aber keine einzige Entschuldigung! Die Menschenwürde in Pflegeheimen ist offen-sichtlich kein Rechtsanspruch mehr, sondern zu einem Gnadenakt verkommen - abhängig von der aktuellen Haushalts- und Finanzlagelage! Ich bin fassungslos über soviel Zynismus und Gleichgültigkeit!
Wir sind nicht nur verantwortlich für das was wir tun, sondern auch für das was wir widerspruchslos hinnehmen, für das was wir nicht tun! Schweigen bedeutet Zustimmung. Wer schweigt macht sich mitschuldig! Die Pflegekräfte sind dann auch für diese Zustände mit-verantwortlich! Sie haben die "Organisations- und Durchführungsverantwortung"! Sie müssen Überlastungsanzeigen schreiben, die strukturellen Defizite aufzeigen. In keinem Kindergarten würden wir solche personellen Besetzungen nur einen Tag dulden! Niemand würde zum Beispiel freiwillig mit einem Auto ohne Bremsen fahren! Die Ärzte sind verpflichtet sofort aktiv einzuschreiten, wenn sie Symptome von Misshandlungen feststellen.
Warum werden die Pflegedokumentationen von den Pflegekräften "auf Vordermann gebracht" wenn sich der MDK und die Heimaufsicht zur "Kontrolle" anmelden? "Hauptsache die Doku stimmt" ist in diesem Zusammenhang die häufige Aussage von Pflegekräften. Es ist doch vollkommen klar: Die gesetzlichen Qualitätsanforderungen der Pflegekassen können mit dem vorhandenen Personalschlüssel und der fehlenden Qualifikation vieler Mitarbeiter überhaupt nicht erbracht werden! Wenn die Dokumentationen korrekt geführt würden, dann müssten zumindest die strukturellen Defizite und Missstände auch dokumentiert worden sein. Da dies meistens nicht der Fall ist, handelt es sich klar um Dokumentationsfälschung und Urkundenfälschung und das ist ein Straftatbestand! Diese Fakten sind doch allen Verantwortlichen in der Altenpflege längst bekannt! Warum spielen hier alle mit! Un-glaublich: Heimträger und Politik wollten erreichen, dass der Medizinische Dienst in Zukunft nicht wie bisher angemeldet in Pflegeheimen erscheint sondern nach TERMINVEREINBARUNG!!! (kein Druckfehler). Außerdem ist geplant, dass sich Heime in Zukunft selber zertifizieren können und dann nicht mehr so oft geprüft werden (kein Scherz!).
Könnte es vielleicht sein, dass eigentlich niemand das ganze Ausmaß dieser Zustände wissen möchte? Warum "jammern" die Pflegekräfte seit Jahren über Überlastung, zuwenig Personal, usw. ..... Kommen die staatlichen Kontrollen, ab und zu auch politisch Verantwortliche, in die Heime - dann präsentieren sich die Pflegekräfte, Heimleiter und Träger gemeinsam von ihrer besten Seite. Anschließend wundern sich dann alle, wenn "die Politik und die Kostenträger" keinen Handlungsbedarf sehen ... "Es war doch alles in Ordnung!!!!" Es gibt aber auch immer mehr Pflegekräfte, die sich "öffentlich wundern" dass sich die Kontrollen eigentlich nur für das Leitbild , die Pflegeplanung und die ordentliche Dokumentation interessieren. Viele hoffen, dass die Kontrollen mal in der Nacht oder an Wochenenden kommen! "Die müssen doch bemerken, dass die Dokumentation mit dem Personalschlüssel gar nicht übereinstimmen kann!" (Altenpflegerin) "Warum schreiben so wenig Pflegekräfte Überlastungsanzeigen?" Eine engagierte Ärztin vom Medizinischen Dienst ist fassungslos: "Warum vertuschen und verändern die Pflegekräfte vor den Kontrollen selbst die strukturellen Defizite. Wir sind doch eigentlich dafür da, diese festzustellen - wir können doch damit die Pflegekräfte gegenüber den Kostenträgern unterstützen!"
Jeder kennt doch die Textbausteine der Heimträger, die über zuwenig Geld lamentieren, aber seit Jahren "unter den von den Kostenträgern vorgegebenen Finanzmitteln eine optimale und hervorragende Pflegequalität erbringen!" Oder: "Wir müssen wegen der Pflegeversicherung Personal abbauen, aber die Pflegequalität bleibt erhalten!" Auf massive Beschwerden von Pflegekräften, die auch an die Öffentlichkeit gegangen sind, reagiert die Geschäftsleitung eines Wohlfahrtsverbandes: Personalbesetzung nach dem Pflegesatz in Ordnung, Stellenschlüssel erfüllt. Dann wird das Personal "durchgelobt", es wird ihnen bescheinigt, dass "sie ihr Bestes geben, damit unsere Bewohner in unseren Häusern gut versorgt werden. Wir wissen auch, dass die Pflege zu bestimmten Zeiten bei enger Besetzung auf einem qualitativ hochwertigen Stand bleibt..." Also warum Verbesserungen, wenn es so auch geht! "Die Pflegedokumentation wird dabei korrekt und verantwortungsbewusst von unseren Mitarbeitern durchgeführt." Dann kritisiert die Geschäftsführung die zahlreichen Kontrollen, die sich "wenig konstruktiv auf die Arbeitsmotivation und die Arbeitskapazitäten der für die Bewohner Tätigen auswirkt."
Auch die Diakonie fordert regelmäßig weniger Heimkontrollen, "weil das Pflegepersonal durch Qualitätskontrollen bei der Arbeit gestört - insbesondere in der Nacht. Mit Schlagzeilen in den Medien würden insbesondere die hochmotivierten Pflegekräfte getroffen. Bei den dargestellten Problemen handele es aber um bedauerliche Einzelfälle. Allerdings müssten die Rahmenbedingungen in der Pflege deutlich verbessert werden." (SZ, 12.10.01). Wenn es nur Einzelfälle sind, warum dann eine "deutliche Verbesserung der Pflege" ???
Zynisch die Reaktion der Berufsverbände und Heimträger auf die erschütternden MDK-Berichte: "Als verzerrte und reißerische Darstellung" hat der Arbeitgeber- und Berufsverband den Prüfbericht des MDK Rheinland Pfalz zurückgewiesen und erwarten eine Richtigstellung der Vorwürfe. "Es ist unredlich, die professionelle Pflege für den Gesamtzustand des Patienten verantwortlich zu machen. Das - und nur das - was mit uns vertraglich vereinbart wurde, leisten wir fachlich korrekt und dokumentieren dies auch." Kein Wort des Bedauerns, der Scham; keine Entschuldigung bei den betroffenen Menschen! Skandalös sind für die Funktionäre der Heimbetreiber, zahlreicher Pflegekräfte und Politiker nicht die Zustände in den Heimen, sondern die öffentliche Berichterstattung darüber!!!
Eine meiner Forderungen lautet: Konfrontiert die Verantwortlichen endlich mit der Realität:
Die Pflegesatzverhandlungen müssen in Zukunft auf Pflegestationen geführt werden. Die Anwesenheit des Staatsanwaltes halte ich inzwischen für dringend erforderlich. Die Verhandlungspartner, Verbandsfunktionäre, Vertreter der Kostenträger, der Pflegekassen und auch Vertreter der Politik müssen dann den pflegebedürftigen Menschen in die Augen schauen und ihnen ganz persönlich erklären, dass sie zwar "Deutschland wieder aufgebaut und schlimme Zeiten erlebt haben, Kinder großgezogen haben"...dass aber nun Trösten, Zuwendung, in den Arm nehmen, Gespräche führen, auf die Toilette gehen, Essen eingeben, oder gar Sterbebegleitung zu zeitintensiv und kostenintensiv und daher nicht zu finanzieren sind. SIE, die alten Menschen gefährden nämlich durch ihre Pflegekosten den Wirtschaftsstandort und Reichtum, den sie selber mit aufgebaut und erarbeitet haben! Sie können den Menschen sicherlich auch erklären und verständlich machen, dass es inzwischen zahlreiche "pflegeerleichternde Maßnahmen" gibt und die Saugfähigkeit der Windeln immer besser wird!
Außerdem müssen sämtliche Verhandlungspartner und Verantwortlichen ein paar Tage und Nächte unter realen Bedingungen
mitarbeiten. Man kann nur über etwas reden, wenn man auch eigene Erfahrungen gemacht hat und weiß wovon man spricht.
Pflegekräfte müssen an den Verhandlungsrunden teilnehmen!
Prof. Otto Speck referierte vor Pflegekräften und Angehörigen über Ethik in der Altenpflege:
"Nach allem, was wir inzwischen über die aktuelle Situation in der Altenpflege wissen, ist davon auszugehen, dass es hier zu massiven Verletzungen der Menschenwürde kommt.
Warum gerade hier?
Warum sind gerade alte und pflegebedürftige Menschen derart entwürdigenden und lebensbedrohenden Bedingungen ausgesetzt, wie sie permanent authentisch berichtet wird?
Warum lösen diese Berichte in der Öffentlichkeit nur hilflose Empörung aus im Unterschied zu sonstigen Reaktionen auf Missstände oder Vergehen, bei denen in aller Regel sofort gesetzliche Gegenmaßnahmen gefordert oder eingeleitet werden?
Warum bitten die Informanten - es sind im allgemeinen die verzweifelten Angehörigen - um Schutz ihres Namens, wenn sie nachweislich nur die Wahrheit wiedergeben?
Warum fühlen sich Menschen, die in der Pflege arbeiten, von den Berichten über Missstände verletzt, auch wenn sie diese kennen?
Warum sehen sich engagierte und couragierte Pflegekräfte, die sich zur öffentlichen Kritik an ihrer entwürdigenden Berufspraxis entschließen, mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bedroht und das in einem demokratischen Staat?
Warum tut sich der Staatsanwalt so schwer, mit Rechtsmitteln einzugreifen? Handelt es sich hier um einen rechtsfreien Raum?
Warum herrscht bei den übergeordneten verantwortlichen Instanzen weithin das große Schweigen, obwohl es sich eindeutig um Verletzungen des Art.1 GG handelt, wo es heißt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt"! Angesprochen sind die Einzelnen, aber auch die Verbände und die staatlichen Instanzen."
Ich schäme mich über die Art und Weise, über die Dauer, über eine jahrzehnte andauernde Diskussion in diesem
reichen und zivilisierten Land, ob und wie viele Minuten wir uns für Selbstverständlichkeiten, wie für Trinken,
Duschen, persönliche Zuwendung, Kommunikation, auf Toilette gehen und Sterbebegleitung leisten können oder wollen.
Ein unwürdiges und beschämendes Geschachere um ein paar Pflegeminuten.
(Übrigens: Wo bleibt eigentlich das Geld? Die Preise für ein "Pflegebett" - oft im Mehrbettzimmer - liegen
übrigens zwischen 3000 und 4000 Euro! Niemand interessiert sich für das Preis-Leistung Verhältnis. Eine ehrliche
Kostentransparenz ist offensichtlich politisch nicht durchsetzbar!)
Ich schäme mich über die Gleichgültigkeit, die Allianz des Schweigens... und die Schnelligkeit, wie bei diesem Thema wieder zur Tagesordnung übergegangen wird
Ich möchte mich an dieser Stelle bei den pflegebedürftigen Menschen und den motivierten Pflegekräften entschuldigen, für das was wir ihnen zumuten, antun und noch antun werden...
Was muss eigentlich noch passieren??? Wie viele Berichte über inhumane Zustände in Pflegeheimen, über die tägliche Erniedrigung und Demütigung total abhängiger und wehr-loser Menschen, über unwürdige und kriminelle Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte müssen eigentlich noch erscheinen, um die politisch Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen, um eine öffentliche Entrüstung in der Bevölkerung zu erreichen???
Meine beiden Söhne haben in einem Geschäft ein Schild entdeckt und mir geschenkt:
SEI LIEB ZU DEINEN KINDERN DENN SIE SUCHEN DIR DAS ALTENHEIM AUS!
Wenigstens haben wir eines erreicht:
Wir werden früher oder später von unseren Kindern und Enkelkindern gefragt werden:
Wo und wie haben Oma und Opa ihre letzten Tage, Wochen und Monate verbracht? Wo und wie haben sie gelebt ? Wie wurden sie gepflegt ? Wie sind sie gestorben? Was habt Ihr gesehen? Warum habt Ihr geschwiegen? Was habt Ihr getan?
Nach dieser langen, öffentlich geführten Diskussionen kann nun niemand mehr sagen und behaupten:
DAVON HABE ICH ABER
NICHTS GEWUSST!!!
Einige Literaturhinweise:
Diese Bücher und einige Kurzbeschreibungen finden Sie auch in unserer Online-Bibliothek :
Im Internet:
Claus Fussek
Vereinigung Integrationsförderung e.V.
Tel. 089/2015460
Fax (privat) 089/ 94379270
E-mail: familie@c-fussek.de
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