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Kurzkonzept zu Betreuungsgruppen

Problemstellung:

Die Notwendigkeit permanenter Beaufsichtigung Demenzkranker raubt deren Hauptpflegepersonen jeden persönlichen Freiraum. Das Umfeld zieht sich meist verunsichert und hilflos von der Demenzfamilie zurück, die dann alleingelassen der schwierigen Situation ratlos gegenüber steht.

Typische Verhaltensweisen Demenzkranker überfordern viele Einrichtungen zur ambulanten und (teil-)stationären Versorgung. Diese können auch aus Kostengründen keine so intensive Betreuung leisten, wie die Angehörigen selbst.

Zugleich suchen viele Menschen nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben eine anspruchsvolle Beschäftigung, die ihnen neue soziale Kontakte bietet. Auch Altenpflegeschulen suchen attraktive Plätze für Praktikanten im Bereich Beratung und Betreuung.

Zielsetzung:

Die pflegenden Angehörigen sollen stundenweise von der Betreuung des Demenzkranken entlastet werden, so dass sie den gewonnenen zeitlichen Freiraum unbeschwert nutzen können. Die Hauptpflegepersonen sollen sich aber auch selber als Betreuer in die Gruppe einbringen können. Auf diese Weise sollen sie alternative Möglichkeiten der Beschäftigung und des angemessenen Umgangs mit den Erkrankten erlernen. Beide, Angehöriger und Kranker, sollen neue soziale Kontakte zu Gleichbetroffenen knüpfen können. Durch die Aktivierung noch vorhandener Fähigkeiten sollen diese den Demenzkranken möglichst lange erhalten bleiben; dies verzögert den Krankheitsverlauf und damit auch den Zeitpunkt einer eventuellen Heimeinweisung. Die allmähliche Gewöhnung der Kranken an andere Menschen und ein gleichbleibendes Programm soll den eventuellen späteren Übergang in eine Fremdbetreuung, insbesondere eine Tagespflege, erleichtern.

Lösung:

Angeleitet von einer Fachkraft betreuen zweimal wöchentlich max. 7 speziell geschulte Ehrenamtliche für ca. 4 Stunden eine Gruppe von max. 8 Demenzkranken in wertschätzender und akzeptierender Art und Weise. Einzuhalten ist dabei ein milieutherapeutischer Rahmen und ein klar strukturierter Ablauf mit angemessenen Aktivierungsangeboten. Für individuelle Zuwendung bleibt noch genügend Freiraum, um - orientiert an der Lebensgeschichte des Kranken - auf dessen aktuelle Bedürfnisse einzugehen zu können.

Niedrige Teilnehmerbeiträge und kurze Wege - ggf. ein Fahrdienst - erleichtern den Hauptpflegepersonen ihren Demenzkranken erstmals zeitweise in Obhut fremder Betreuer zu geben und zwar auch dann, wenn diese von herkömmlichen (teil-) stationären Einrichtungen wegen starker Unruhe oder Weglauftendenz abgewiesen werden.

Potenzialabschätzung:

Aus der Altersstatistik des statistischen Landesamtes und Prävalenzstudien ergibt sich für Berlin eine Zahl von über 40.000 Demenzkranken. Über 60% von ihnen werden im häuslichen Umfeld von ihren Angehörigen betreut. Von diesen wenden sich erfahrungsgemäß nur ca. 5% an die regionalen Alzheimer-Gesellschaften. Unter Berücksichtigung von weiteren Beratungsstellen (z.B. Koordinierungsstellen) dürften max. 20 % der ca. 25.000 pflegenden Angehörigen von eventuell eingerichteten Betreuungsgruppen erfahren. Aufgrund des Zustandes der Kranken (z.B. Bettlägrigkeit), kommt nicht für jeden die Teilnahme an der Betreuungsgruppe in Frage. Wollten aber nur 20% dieser ca. 5.000 Angehörigen das Angebot einer Betreuungsgruppe nutzen, so bräuchte man in Berlin 125 Gruppen (davon sechs im Wedding).


 

 

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