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Dr. Dr. Herbet Mück

Gruppenleitung trotz Demenz

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

USA. Manche Demenz-Kranke können durchaus Verantwortung übernehmen, andere Demenz-Patienten anleiten und so das Pflegepersonal wirksam entlasten. Auf diese im Heimalltag meist völlig unterschätzte Option macht eine Studie von C. J. Camp und Mitarbeitern aufmerksam. Die US-amerikanischen Forscher hatten vier Demenz-Kranke (mit einem Mini Mental Score im Bereich von 16 bis 30 Punkten) für die Aufgabe gewonnen, als Gruppenleiter spielerisch gestaltete Memory-Sitzungen von Demenz-Patienten zu moderieren. Dabei ging es darum, den Text einer vom Gruppenleiter gezeigten Karte zu vervollständigen und vier mögliche Antwortkarten zu verwalten.

An den 25- bis 40-minütigen Sitzungen beteiligten sich bis zu 8 Demenz-Kranke (mit einem Mini Mental Score zwischen 1 bis 13 Punkten). Bei den vier Gruppenleitern handelte es sich um Frauen im Alter von 74 bis 91 Jahren. Alle erhielten ein eingehendes Training, das je nach Bedarf zwei bis acht Übungseinheiten umfasste. Anschließend fanden im Beisein eines Trainers erste Gruppensitzungen statt, in denen sich der Trainer bei Bedarf einschaltete. Sobald sich die Gruppenleiterinnen ihrer neu erworbenen Führungskompetenz sicher waren und ihr Können auch unter Beweis gestellt hatten, begann die Testphase.

Diese verlief außergewöhnlich erfolgreich. So bedurfte es In 60 Prozent aller Sitzungen keinerlei Hilfe des anwesenden Pflegepersonals. Alle Gruppenleiterinnen genossen ihre Rolle, sahen diese als wertvoll an und waren interessiert, Freunde für das Gruppenleiterprogramm zu gewinnen. Auch die Gruppenteilnehmer verhielten sich interessiert und kooperativ. Während sämtlicher Sitzungen waren weder Angst noch Traurigkeit oder unangemessene Verhaltensweisen zu beobachten. Ein einziges Mal verlies ein Teilnehmer nach Sitzungsbeginn den Raum. Im Vergleich zu anderen Gruppenaktivitäten legten die Teilnehmer signifikant mehr konstruktives (p < 0,01) und allgemeines Engagement (p < 0,001) an den Tag.

Die Autoren betonen mehrere Vorteile ihres Programms: Es erzeugt bei fast allen Beteiligten Zufriedenheit und stärkt das Selbstbewusstsein der „Gruppenleiterinnen“, denen es gelingt, bei Patienten mit fortgeschrittenerer Demenz ein erfreulich hohes Maß an Engagement zu erwecken. Nicht zuletzt begann das Pflegepersonal, die Gruppenleiterinnen mit neuen Augen zu betrachten und in diesen wertvolle Helferinnen zu entdecken (was sich wiederum auf das Erleben der Gruppenleiterinnen günstig auswirkte). Angesichts der beschriebenen günstigen Erfahrungen prüfen Camp und Kollegen weitere Möglichkeiten, neue Rollenmodelle für Patienten mit noch leichter Demenz auch in anderen Lebensbereichen zu entwickeln (z. B. beim betreuten Wohnen).

C. J. Camp et al.: Resident-assisted Montessori programming (RAMP): training persons with dementia to serve as group activity leaders. The Gerontologist 2004 (44) 426-431

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