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Sozialwahlen 1999
Antwort der DAK - Liste 4

Sehr geehrter Herr Wagner,

für Ihr mail vom 12. April 1999 und Ihr Interesse an meiner Position zur Versorgung demenzkranker Menschen bedanke ich mich herzlich.

Die demografische Entwicklung in Deutschland ist gekennzeichnet durch einen immer größeren Anteil älterer Menschen an der Wohnbevölkerung. Die Folge ist ein erhöhter Bedarf an Pflegeleistungen und an Betreuung für ältere Menschen.

Die Hoffnungen, die in eine Pflegeversicherung gesetzt wurden, wurden nach deren Verabschiedung vielfach enttäuscht. Nur 65 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner von Altenpflegeheimen erhalten Leistungen der vollstationären Pflege nach dem Pflegeversicherungsgesetz. Trotz Einführung der zweiten Stufe der Pflegeversicherung sind viele Menschen in der Heimpflege weiterhin auf Unterstützung des Sozialamtes angewiesen, sie bleiben Sozialhilfeempfänger.

Die Anforderungen bei der Einstufung in die Pflegestufen sind noch so hoch definiert, daß viele Pflegebedürftige keine oder nur unzureichende Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten. Es wird fast ausschließlich auf körperliche Defizite abgehoben, obwohl der tatsächliche Hilfebedarf umfassender ist.

Nicht berücksichtigt werden die Probleme von Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung, sowie von Menschen mit Altersdemenz. Mehr als die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner in Altenpflegeheimen leidet aber heute an dementiellen Störungen, mit einem besonders hohen Bedarf an persönlicher und sozialer Betreuung.

Dem wird nicht oder nicht in ausreichendem Maße Rechnung getragen. Nicht bei der Begutachtung, nicht bei der Gewährung von Leistungen und nicht bei der Finanzierung der Heimpflege.

Die ÖTV mahnt seit Jahren, daß eine »Satt-Sauber« Pflege nicht ausreicht. Aber offensichtlich ist der Pflegenotstand in einigen Heimen schon so tiefgreifend, daß selbst die existenziellen Bedürfnisse nicht mehr gesichert sind.

Natürlich gibt es unter den Heimträgern schwarze Schafe, die für ihre Gewinnmaximierung ohne Not überproportinal am Pflegepersonal einsparen. Aber der Kostendruck, den die Pflegekassen sowohl auf Heime wie auf ambulante Dienste ausüben, bleibt insgesamt nicht ohne Folgen.

Wer im Heim und in der ambulanten Pflege die Kostenschraube nach unten dreht muß wissen, daß dies die Reduzierung von qualifizierten Pflegekräften bedeutet und dies geht zu Lasten der Qualität der Betreuung und Pflege.

Unsere Ziele, einer bedarfsgerechten und qualitativen Pflege möchten wir gegenüber dem Gesetzgeber und in der Selbstverwaltung der DAK verfolgen. Für Ihre Unterstützung wären wir Ihnen dankbar.

Mit freundlichem Gruß

Ihr Wolfgang Schelter

DAK - Liste 4


 

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