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Neue Trends
in der
Lebensmittelindustrie



Am Beispiel von Functional Food in der Ernährung des alten Menschen

- Bedeutung und Nützlichkeit von funktionellen Lebensmitteln -

Von Elsbeth Bally, Ernährungswissenschafterin, Zürich

Bedingt durch die Verfügbarkeit innovativer Produktionstechnologien unterliegt der Lebens mittelmarkt erheblichen Veränderungen. Der Verbraucher wird mit neuen „internationalen“ Begriffen wie Convenience Food, Novel Food, Designer Food und Functional Food konfron tiert. Seit einigen Jahren kaufen wir (un)bewusst „funktionelle“ Lebensmittel, wie beispielswei se probiotische Joghurts. Der Verzehr solcher Functional Foods soll die Gesundheit fördern, das Risiko für bestimmte Krankheiten vermindern, eventuell einzelne Krankheiten sogar the rapieren. Functional Foods sind Nahrungsmittel, die mit gesundheitsfördernden Stoffen angereichert, oder denen gesundheitsschädliche Substanzen entfernt werden. Zusätz lich sollen diese eine oder mehrere Körperfunktionen günstig beeinflussen. Functional Foods sind immer Lebensmittel, keine Pillen, Kapseln oder Pulver.

Die Wurzeln von Functional Food liegen in Japan. Dort sind die „Foods for Special Health Use“ (FOSHU), oder Lebensmittel, die speziell für die Gesundheit verwendet werden, seit 1991 gesetzlich verankert. Weder in der EU noch in der Schweiz sind Functional Foods recht lich definiert. Sie befinden sich in einer Grauzone zwischen Lebensmittel und Medikament. Entsprechende Anpreisungen oder Auslobungen (Claims) sind nicht erlaubt ohne die stren gen Schritte des Heilmittelgesetzes zu durchlaufen, wie Nachweis von Wirkungsweisen und Testergebnissen. Zur Zeit fallen Functional Foods unter das Lebensmittel-Gesetz und neue Produkte werden von Fall zu Fall geprüft. In der Schweiz sind seit langem mit Vitaminen und/oder Mineralien angereicherte Lebensmittel auf dem Markt, beginnend mit der Ovomalti ne im Jahre 1905 bis zu den heutigen Produkten wie z.B. angereicherte Fruchtsäfte, Frühstückszerealien, Milchzusätzen, Margarinen, Speiseöle. Es stellt sich die Frage, was denn neu und besser sein soll. Neu ist die Ziels

etzung dieser Lebensmittelgruppe. Bestand früher der Hauptzweck solcher Produkte in der Vermeidung von bestimmten Krankheiten, wie typische Vitaminmangel-Erkrankungen (Bsp. Rachitis durch Vitamin D Mangel) , ist heute die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens wesentlich.

Eine der Zielgruppen für Functional Food sind in (Pflege)heimen lebende alte Menschen, da gerade bei dieser Gruppe jene Erkrankungen, die wegen ihrer finanziellen Folgen gesund heitspolitisch relevant sind, verstärkt auftreten. In Heimen, in der Gemeinschaftsverpflegung überhaupt werden Menüpläne erstellt und ist bekannt, was serviert worden ist und was wieder zurückkommt. Mit Hilfe des Personals können Ernährungsgewohnheiten, Vorlieben, Ver zehrsmengen aber auch das soziale Umfeld einzelner Personen beobachtet werden. Dies erlaubt Functional Food als Ergänzung (z.B. ACE-Getränke) oder als Ersatz (z.B. pflan zensterinhaltige Margarine anstelle von üblicher) individuell und sinnvoll einzusetzen. Alte Menschen, die zu wenig essen, respektive einen zu geringen Nährstoffgehalt erreichen, auf das Cholesterin achten oder den Blutzuckerspiegel kontrollieren müssen, können von diesen gesundheitsunterstützenden Produkten am meisten profitieren.

Von den auf dem Markt hier interessierenden angebotenen Lebensmitteln unter dem Begriff Functional Food sind Pro- und Prebiotika (verschiedene mit speziellen Mikroorganismen und Nahrungsfasern versehene Milchprodukte), Lebensmittel mit erhöhtem Gehalt an antioxidativ wirksamen Inhaltsstoffen (z.B. ACE-Getränke), Lebensmittel mit Zusätzen an mehrfach unge sättigten Fettsäuren (Fischöl), Lebensmittel mit Zusätzen an sekundären Pflanzeninhaltsstof fen (Pflanzensterole) und Lebensmittel angereichert mit speziellen Nahrungsfasern (Beta Glucane).

Für Pro- und Prebiotika werden viele gesundheitliche Wirkungen diskutiert. Nachgewiesene Effekte sind Steigerung der Immunreaktion, Verkürzung von Durchfallerkrankungen, Vermin derung allergischer Reaktionen gegen Milchzucker und auch die Reduzierung von Helicobacter pylori, einem Bakterium, das an der Entstehung von Magenschleimhautentzün dungen beteiligt ist. Der regelmässige Einsatz eines probiotischen Joghurts könnte sich dem nach positiv auf das Verdauungssystem auswirken. Möglicherweise günstig ist der Einsatz von Probiotika bei medikamentösen oder krankhaften Störungen der Darmflora.

Unter den Antioxidantien sind bislang nur die Vitamine C und E sowie Beta-Carotin einge hend untersucht. Als gesichert gilt der Schutzeffekt von Vitamin E bei kardiovaskulären Krankheiten. Wirksam sind Antioxidantien ebenfalls bei degenerativen Prozessen und beim Alterungsprozess überhaupt. Hier können nebst pflanzlichen Lebensmitteln, reich an Nähr stoffen, ACE-Getränke als Ergänzung einen wichtigen Beitrag leisten. Zur Verbesserung des Fettstoffwechsels, speziell zur Senkung des schlechten Cholesterins (LDL Cholesterin) liefern Eier, Öle mit Omega-3-Fettsäuren und fettreduzierte Margarine mit Pflanzensterolen angerei chert einen Zusatznutzen.

Schließlich wirken sich Lebensmittel (Getreideriegel) mit den löslichen Nahrungsfasern Beta-Glucan aus Haferkleie angereichert günstig auf den Blutzuckerspiegel bei Altersdiabetes aus.

Obwohl die hier erwähnten Produkte unter bestimmten Kriterien betrachtet nachweisbar wirk sam sein sollen, ist bei neuen Wirkstoffen, namentlich aus der Reihe der sekundären Pflan zenstoffe noch vieles wenig geklärt. Langzeiterfahrungen des Konsums all dieser Produkte stehen noch aus und eine unabhängige Forschung der Hochschulen zur Prüfung und Kontrol le, bis anhin nur dürftig, ist notwendig. Trotzdem scheinen in diesen neuartigen Nahrungsmit teln erhebliche Potentiale für den Erhalt und die Verbesserung der Gesundheit zu stecken. Fehler in der Ernährung werden jedoch mit den allerbesten Functional Foods nicht wett gemacht. In Heimen werden diese neuwertigen Nahrungsmittel wohl nur einen sicheren Platz erhalten, wenn der dafür zu bezahlende höhere Preis im Vergleich zu herkömmlichen Lebensmitteln durch Sicherheit, Wirkung und schliesslich Akzeptanz lohnenswert ist.

Produkte auf dem Schweizermarkt mit gesundheitsfördernden Zusatznutzen

Diese Angaben machen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Quelle: Technologiefolgen-Abschätzung TA 37A/2000 „Functional Food“ (www.ta-swiss.ch)


Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von CURAVIVA
Das Original dieses Beitrags finden Sie hier als PDF-Datei (364 kb).
Gefunden und Genehmigung zur Übernahme ins AlzheimerForum eingeholt von Christian Kolb am 6.12.03.


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